NinaMarie - Feuer In Der Nachbarschaft Tipp

NinaMarie - Feuer In Der Nachbarschaft

Treffen sich ein Schwabe und ein Flensburger jedes Jahr an Silvester und machen zusammen Musik. Was sich wie die Einleitung zu einem sicherlich gar nicht mal so guten Witz anhört, ist die Basis für NINAMARIE, die Band von BEATSTEAKS Knüppelknecht Thomas und TURBOSTAAT Gitarrist und Textschreiber Marten. Einigen dürfte schon das erste Ergebnis von 2006 namens „Scheiß Taxi - Scheiß Paris" bekannt sein. Nun gibt es Nachschub, die Herren haben einige Jahre gesammelt und schießen einen Böller namens „Feuer In Der Nachbarschaft" nach. Silvester ist bekanntlich nur einmal im Jahr und deshalb sind die Stücke nicht alle taufrisch, dafür aber authentische Zeitzeugen und Momentaufnahmen der jeweiligen Jahre.

Thomas und Marten verlassen nicht wirklich ihre Lager und präsentieren Musik, die ans Herz geht, nachdenklich macht, aber nie Trübsal bläst und trotzdem tendenziell immer rockt und Bewegung anregt. Und schon beim Opener passiert genau das, was ich mir erhofft habe. Überwältigende Wärme strömt förmlich aus den Boxen und das eindringliche „Gib auf" im Refrain überzeugt sofort. „Alles hört beim Schweigen zu..." singt der Chor im Hintergrund. Thomas und Marten singen übrigens beide, der eine etwas entspannter und der andere etwas eindringlicher, der Gesang harmoniert überraschenderweise sehr gut.

Musikalisch streifen NINAMARIE alles, was gut ist, und zeigen, dass es lohnt, einfach munter ohne Scheuklappen und ohne Druck zu komponieren. Erst seltsam anmutende Ausflüge in bizarre Querflötengefilde nach „Süßafrika" oder plötzliche Atemstillstände beim Erscheinen von „Der Fucking Kommandeur" fügen sich nach einigen Durchläufen so gut in die Melange aus Indie und Post Punk ein, dass man keinen exotischen Bruch mehr feststellen kann. „Das Hochzeitsgeschenk", „Leichen zu Cocktails", „Süßafrika" und ganz besonders „Der Ortsoberste" mit seinem tanzbaren Achtzigerbeat und dem aufputschenden Arrangement beißen sich sekundenschnell bei mir fest und lassen mich schon seit Wochen nicht mehr los. „Leichen zu Cocktails" erscheint erst unharmonisch und fast schon störrisch singen NINAMARIE immer den Ton, den man nicht erwartet, nur um dann am Ende in einer tröstenden Melodie zu enden.
„... was du brauchst und wo du hinwillst, kommt zu dir...", selten hingen mir Refrains oder einzelne Liedfetzen so lange positiv nach und haben mich dermaßen ergriffen. Lediglich die letzten beiden Stücke können mich nicht so packen, was aber in Anbetracht der Wucht, mit der ich mich in die ersten vier Schätzchen verliebe, keinen mehr interessiert.

Wer kleine Geschichten mag, die nicht mit hochtrabender Poesie vorgetragen werden, aber trotzdem Tiefgang haben und einen noch lange Zeit begleiten, der ist bei NINAMARIE gut aufgehoben. Da an der Tatsache, dass Silvester nur einmal im Jahr ist, nichts geändert werden kann, würde ich vorschlagen, dass NINAMARIE sich auf weiteres Musizieren an anderen Feiertagen einigen. Dann könnten die Fans auf ein vollwertiges Album hoffen, denn das „Feuer In Der Nachbarschaft" ist definitiv viel zu schnell gelöscht - sprich vorbei. Ein eigenständiges Stück mit mächtig Herzblut und keine lieblose „mit-Leuten-von-Band-xy"-Platte!