Den Anfang machten Chimaira, die Fahnenhalter der so genannten „New Wave Of American Heavy Metal“. Die Bezeichnung sagt es schon aus, statt nü-metallischem rumgehüpfe boten die sechs Amis mit ihrem hyperharten, modernen Thrash Metal eine First-Class-Headbanging-Show, die meisten Anwesenden zu Bang- und Moshorgien zwang.
Die neue CD „The Impossibility Of Reason“ war schon eine große Steigerung zum Vorgänger, aber live kamen die größtenteils neuen Songs noch ne Spur geiler rüber als auf Platte. Double-Bass-Schläge, die dir die Knochen brachen plus heftige Thrash-Riffs, die sich in deinen Kopf fraßen, und wenn vorhanden, die Matte zum Schwingen brachten. Zur musikalischen Untermalung gab es noch ein schönes Syncron-Mit-Den-Äxten-Schwing-Gepose ganz wie in den 80igern. Herrlich! Auch Sänger und „Metal-Moses“ Mark Hunter wusste das Publikum zu überzeugen und machte seinem Spitznamen alle Ehre, indem er die Massen, wie Moses das Meer, teilte und nach keifender Schreiaufforderung aufeinanderprallen ließ. Es war nicht zu übersehen, Chimaira überzeugten, obwohl sie nur knapp 30 Minuten lang zeigen konnten, wo die Metal-Axt hängt. Wow!
Nach einer mehr als körperlich anstrengenden Aufwärmphase ging es weiter mit Spineshank, die ein wahres Inferno an cyber-metallischer Urgewalt hinlegten.
Die sympathischen L.A. Metaller boten eine obergeile Show und kamen mit ihrer technoiden Zerstörungskraft sogar noch einen Tick heftiger rüber als ihre Vorgänger. Die Band selbst war fit wie ein Turnschuh und gerade Sänger Jonny Santos zeigte sich von seiner akrobatischsten Seite und hüpfte und sprang wie ein Flummi, wusste zudem auch ganz genau mit seinem jungen Publikum umzugehen. Die Fans dankten es ihm und feierten alte und neue Hits wie z.B. „Synthetic“, „Violent Mood Swings“ oder „Smothered“ gehörig ab.
Die Setlist war, fand ich, genau richtig. Die Mischung aus alten und neuen Songs stimmte, wobei das Debütalbum zu Recht ganz ausgelassen wurde.
Das aktuelle Album „Self Destructive Pattern“ ist ja sowieso schon ein Hammer, aber nach dem ich diese Show gesehen hab, muss ich sagen, Spineshank ist die perfekte Symbiose aus Moderne, Härte und Melodie. Spineshank kills!
Diese zwei Bands hätten schon locker ausgereicht, um die durchgeschwitzte Meute glücklich aus der Halle zu lassen, aber Roadrage wäre ja nicht Roadrage, wenn nicht drei geile Bands am Start wären.
Und so war es dann auch Zeit für den Headliner Ill Nino. Da kommerziell am erfolgreichsten, war die Publikumsresonanz bei Ill Nino natürlich auch am größten. Hits wie „God Save Us“, „Liar“ oder „Te Amo…I Hate You“ vom neuen Album ließen fast die gesamte Halle aufspringen und tanzen. Der charismatische Tribal-Metal wirkte in ganzer Linie, auch wenn das Publikum durch die zwei Vorgängerbands schon etwas müde schien und z.B. bei den Ill Nino-Chören nicht ganz so überzeugend mitmachen mochte. Nur gerade solche Dinge hinterließen bei mir einen komischen Nachgeschmack. Größtenteils durch Sänger Christian Machado wirken Ill Nino auf mich etwas überheblich und schon zu sehr Superstar-like. Dennoch, die Musik macht Feuer unterm Arsch und die Show hinterließ auch trotz des Nachgeschmacks einen positiven Eindruck.
Insgesamt war der Abend also mehr als überzeugend und dieses Metal-Package aus drei modernen Metalbands genau das Richtige, um schön was um die Ohren geballert zu bekommen und dezent die Sau rauszulassen. Aber wenn ich gemein sein soll, so muss ich sagen, Platz 1: Spineshank und Chimaira, Platz 2: Ill Nino. Fazit: Geiles Konzert und ich freu mich schon auf Roadrage 2004. Be there!
Geschrieben von Deniz Donnerstag, 13 November 2003 22:45
Roadrage 2003: Ill Nino, Spineshank & Chimaira - Wiesbaden / Schlachthof
Im Gegensatz zu den vorigen sehr erfolgreichen, weil restlos ausverkauften Gigs in den nicht gerade kleinen Hallen in Köln und Hamburg, war der der Schlachthof in Wiesbaden nicht ganz so voll, wie sich das die Tourveranstalter wahrscheinlich gewünscht hatten. Nichtsdestotrotz ließen sich knapp 700 Fans moderner Hartwurstmucke dieses viel versprechende Event nicht entgehen und bekamen dreimal metallisch derbe was auf die Glocke.
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