
Stil (Spielzeit): (Melodic) Thrash (43:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Burnside Records (09.07)
Bewertung: 9 / 10
Link:www.cadaveres.hu
www.myspace.com/cadaveres
Metal + Ungarn, bei dieser Addition fiel den meisten bislang nur ein ernst zu nehmender Name ein: EKTOMORF. Damit ist nun Schluss.
CADAVERES haben einen Putschversuch gestartet. Ob der als erfolgreich anzusehen ist, hängt vor allem davon ab, wie man Erfolg definiert: Bemessen nach erscheffelter Kohle oder erspielter Fanbasis, wird man für das endgültige Urteil abwarten müssen. Musikalisch lege ich mich schon jetzt fest: EKTOMORF sind entthront, wenngleich der musikalische Vergleich etwas arg gewollt erscheint. Denn allzu viele Gemeinsamkeiten gibt es nicht, auch wenn László Kovács seinerzeit mal das zweite Album der ehemaligen ungarischen Metal-Könige mit eingespielt hat und Zoltàn Farkas seinerseits CADAVERES bei dem Track „Elixir“ vokalisch unterstützt.
Die größte Gemeinsamkeit ist sicher das Fundament aus (Neo-) Thrash. Vielleicht ist auch noch der Einsatz von im Genre nicht unbedingt erwarteter Instrumente wie, im Falle CADAVERES, des Berimbau zu nennen. --- Werden bei EKTOMORF immer zwei Namen als Vergleich genannt: SOULFLY und SEPULTURA, dann erinnert mich an letztere bei CADAVERES allein der starke Akzent auf den Percussions. Man leistet sich neben einem Drummer einen zusätzlichen Rhythmiker, was die meisten Stücke mit ungeheurem Groove versorgt, der mehr treibt als 8 Becher Kaffee und auch und gerade live für beste Unterhaltung sorgen dürfte.
Viel eher sehe ich eine relative Nähe zu MACHINE HEAD. Das liegt: 1.) wie gesagt am Groove; das Riffing pflügt dermaßen schwungvoll über die Puszta, dass ich bei der ganzen Bangerei hier kaum zum Tippen komme 2.) das Gespür für grandiose Melodien, die sich nicht nur in die Ohren saugen, sondern dabei immer wirklich Thrash kompatibel sind, weshalb sie die fundierende Härte nicht allzu zu sehr aufweichen. 3.) der Gesang: Ádám Gabó lotet ähnlich variabel die gesamte Bandbreite zwischen nur mäßig kontrollierter Wut und Zerbrechlichkeit aus, wie man es im Thrash so überzeugend eigentlich nur von Rob Flynn kennt; wobei Gabó insgesamt sicher weniger aggressiv unterwegs ist … Tendenz Maynard Keenan. Die Nähe zum TOOL-Sänger gilt auch für das Aufstöbern komplexer und zugleich extrem schmissiger Gesangslinien. 4.) CADAVERES wagen wie MH Soundexperimente und dezente Genrewilderei im Bereich Progressive- und Nu-Metal. Hier und da tauchen aber auch BLACK SABBATH auf (Bspw. im Schlussriff von „Seventh Heaven“) Ende Name-Dropping. Das Resultat ist ein vielseitiges und abwechslungsreiches Produkt, dass bei allen Tempo-, Stimmungs- und Akkordwechseln nie wirr, sondern stets nach vollziehbar ist.
Als größte, vielmehr einzige Schwäche von S.o.a.N.B. ist die Laufzeit zu nennen: 43min10sec sind angesichts der Güte entschieden zu wenig, wobei auch noch zwei mal Zeit geschunden wird, um überhaupt die 40er Marke zu nehmen: Das Instrumental „Claw“, das zwar noch ganz passabel, weil exotisch beginnt, aber in Wiener Caféhaus Geschraddel Marke „Peter Horton“ endend seine Existenzberechtigung einbüßt und den zwar nicht üblen, aber überflüssigen Bonustrack hätte man eigentlich weglassen können. Stattdessen hätten sich die ersten Demos vielleicht besser gemacht… wenn man schon meint, die Spielzeit aufpusten zu müssen.
Unterm Strich bleibt ein gefühltermaßen viel zu kurzes Album, mit höchstem Unterhaltungswert, das Begehrlichkeiten weckt. Ein Album für das es kaum Anspieltipps geben kann, weil es, von den erwähnten Ausmaßen abgesehen, ein einziger Anspieltipp ist. Ich zieh trotz der Zeitschinderei die „9“ und den Hut.