Arkona - Vo Slavu Velikim! (Re-Release) Tipp




Stil (Spielzeit): Pagan, Folk Metal (61:26)
Label/Vertrieb (VÖ): Vic Records (2008)
Bewertung: 9,5 / 10
Link: http://www.arkona-russia.com

Russisch für Anfänger, Teil 3 (der Backlist von ARKONA): „?? ????? ???????!“ (transkribiert: Vo Slavu Velikim!) Wer sein Abi vor ´90 in den annektierten Ostgebieten (a.k.a. DDR) gemacht hat, darf Babelfish gern korrigieren… Des Russischen gänzlich unkundig, glaube ich, dass es soviel heißt wie: Auf zu großem Ruhm!

Es wäre jedenfalls passend. Denn „?? ????? ???????!“ gehört definitiv zu den Alben, die ein Metaller mit Hang zur folkloristischen Romantik sein eigen nennen MUSS. Von den drei mir bislang bekannten ARKONA-Scheiben, die mit Abstand folkigste und beste.

Der Einstieg könnte gelungener nicht sein: Ein 1½ minütiges Intro: „?????????“; ein dissonant-hypnotisches Sackpfeifen-Solo, auf das sich kurz vor Schluss die eindringliche, beschwörende Stimme Maschas legt und in ein, zwei Sätzen kurz klarmacht, warum sich die konsonantenreiche russische Sprache so herrlich für paganes Zeug eignet. Das hat Magie! Das Intro basiert auf einem alten heidnischen Ritus aus den Karpaten. Dann Flöten und die latent bedrohliche Stimmung schlägt um in ein fröhliches Juppheida, und Mascha Stimme kommt hell und freundlich, doch der Dudelsack verheißt erneut Magisches und Mascha wird ihrem Nickname „Scream“ gerecht, und von da geht’s bei „?????? ????? ?????“ mehrfach hin und her: Akkordeon, Maultrommel und anderes Folk- Instrumentarium inkl. hellem slawischem Frauengesang (wie andernorts erwähnt: dem Joik-Stil Finntrolls nicht unähnlich) tritt gegen schwere Riffs und Growling an. Der Kampf endet unentschieden. Zweite Nummer und erneut perfektes Heidenkopfkino.

#3 „???? ???????????“ beginnt mit einer Ansprache: Opa erzählt vom Krieg oder ein schönes Bortsch-Rezept, dann wird’s schwarzmetallisch-symphonisch und ich denke: och nö, schade. Aber auch: was Mascha für eine geile Stimme hat. Feines Growling. Und dann wird ihr Gesang plötzlich ganz folkig und orientiert sich an alten klagenden Weisen wie man sie vom TRIO BULGARKA so liebt. Stück gerettet (und zwei Durchläufe später erinnert man sich schon mal gar nicht mehr an die anfängliche zarte Enttäuschung).

Genau so geht’s Einem beim Titeltrack „?? ????? ???????!“; erst will man ein bisschen enttäuscht sein, weil es vordergründig an die Magie des Anfangs nicht heranreicht, doch dass Stück entpuppt sich bald als das vierte Highlight. Diesmal ist es die Lead-Gitarre, die verzückt.

Und dann „?? ????? ?????“, absolute Hammernummer: Die Flötenmelodie macht sofort Gefangene; und dann metzeln die Gitarren los… Aber das ist noch nichts, gegen das, was noch alles an Dramaturgie in die 7:40 min gepackt wird… Kriegerische Männerchöre, viel Folklore… und Frauenchöre sowie ein Refrain, beides zum Niederknien... und zum Schluß noch einmal eine dieser Beschwörungen, die mich gänsehäuten… Geil bis zum Abwinken.

Als einzigen kritischen Einschub gestatte ich mir hier den Hinweis, dass man das Ganze auch als chlichéhaft abtun kann.

Und da denke ich solchen Unsinn so kritisch vor mich hin; und anderen Unsinn: auf dem Niveau kann es kaum weitergehen… Und dann kommt das göttliche „????? ????“. Knapp 3 Minuten lang ein slawisch-schamanistisches Zwischenspiel, das man in dieser atmosphärischen Dichte allenfalls --genau: vom TRIO BULGARKA gehört hat. (Langsam macht Mascha mir Angst.)

Dann kommt das Akkordeon und mit ihm eine speedige Double-Bass-Nummer, eher im kompositorischen Mittelfeld dieses Albums angesiedelt, mit einigen ganz klassischen Metalriffs und man darf ein tolles Lead bewundern. Und der Refrain ist erneut ein folkiger Hochgenuss.

Ich breche das hier mal ab. Wir sind erst bei der Hälfte der 14 Tracks angekommen und schon jetzt lohnt sich der Kauf, und obendrein ginge die Lobhudelei so oder ähnlich weiter…

Wer sich das Album nicht besorgt, ist selbst schuld.