Das letzte reguläre Studioalbum „All In" der Schweizer MAXXWELL liegt mittlerweile drei Jahre zurück. Eine EP mit dem Titel „Slapshot" wurde zwar 2012 veröffentlicht, nur bestand diese zur Hälfte aus Live Tracks schon bekannter Songs. Da wurde es aber auch langsam Zeit, dass mal neues Futter auf die Teller kommt.
Und das ist wirklich richtig neues Zeug, da die Band einen neuen Sänger in ihren Reihen begrüßen durfte. Gilberto Melendez heißt der Mann, der die neuen zwölf Titel von „Tabula Rasa" mit seiner Stimme veredelt und der die Nachfolge von Nobi Suppiger antritt.
Aber es ist nicht nur der Sänger, der den Unterschied zu den bisherigen Alben macht. Die Band zeigt sich auf „Tabula Rasa" wesentlich abwechslungsreicher, was das Songwriting angeht. Dabei klingen die Eidgenossen trotz der oftmals „mitten in die Fresse" Songs ziemlich entspannt, was so eigentlich nicht zu erwarten war. Gerade ein Sängerwechsel kann eine Band doch erheblich unter Druck setzen. Schön zu sehen bzw. zu hören, dass MAXXWELL das zumindest musikalisch nicht an sich heran gelassen haben.
Neben Gilberto sind bei MAXXWELL die beiden Gitarristen Hef Häfliger und Cyril Montavon, Bassist Kusi Durrer und Drummer Oli Häller am Start und gemeinsam wurden zwölf Tracks für „Tabula Rasa" eingespielt.
Mit dem lockeren Rocker „Partykings" geht es los. Gilbertos Stimme weiß sofort zu gefallen, weil sie schön rau und rotzig klingt. Das fast schon brutale „Fuck It!" schließt sich an. Der Sound von „Tabula Rasa", das kann ich jetzt schon sagen, ist erdig und fett und klingt bei den meisten Songs wie live eingespielt. Passt also perfekt zur äußerst live kompatiblen Musik.
Bei „Nothing Changes My Mind" gehen die Jungens etwas vom Gas, spielen aber sehr schön mit verschiedenen Tempi. Vor allem die Gitarren braten hier so richtig schön. Dass Giberto bereits voll und ganz angekommen und integriert ist, beweist die Tatsache, dass er für alle Lyrics verantwortlich war.
„Trails Of Hate" ist dann so ein Song, den ich nicht unbedingt von MAXXWELL erwartet hätte und der zeigt, dass die Band sich extrem weiterentwickelt hat und genug Selbstvertrauen hat, um auch mal etwas Neues zu probieren. Der Song wir von Bassist Kusi dominiert, der ihm einen fetten, treibenden Beat verpasst. Meiner Meinung nach ist dies auch der anspruchvollste Song für Sänger Gilberto, der seine Stimme mal sanft, mal rotzig einsetzt. Dass Hef hier ein extrem geiles Solo raushaut, ist das Sahnehäubchen auf diesem geilen Stück Rock-Kuchen.
„Cause I'm Loving It" ist Gilbertos Art zu sagen, dass er liebt, was er macht und dass ihn niemand kopieren kann. Musikalisch liegt der Titel eher im Midtempo Bereich, wodurch die tiefer gestimmten Gitarren besonders gut rüberkommen.
Ohne Ballade können Schweizer Rockbands offenbar nicht. „Gone Forever" ist aber eine besonders gelungene Version und hat damit schon seine Daseinsberechtigung. Und Gilberto zeigt eindrucksvoll, dass er es auch nur sanft kann.
Ein weiteres Bassmonster hauen MAXXWELL mit „Fallin' Down" raus. Der Song besticht durch seinen Groove und seine Dynamik. Mit „Man Of Steel" kommt mein Lieblingssong des Albums. Der Track klingt stellenweise schön geil nach AC/DC, hat aber im Vergleich zu den Aussi-Dinos wesentlich mehr Abwechslung zu bieten. Trotz aller Vergleiche ist es aber ein typischer MAXXWELL Rocker mit einem tollen Bottleneck Solo von Hef.
So eine richtige Schmachtballade hauen die Jungens dann mit „Never Let You Go" raus. Kommt gut, aber jetzt darf keine Ballade mehr kommen. Auch wenn die ruhigeren Töne von MAXXWELL gut klingen, sind mir persönlich die Tritte in den Hintern lieber. Gut dass mit „On Your Face" und „Backstabber" genau solche kommen. Nicht übermäßig schnell, aber dafür ungemein wuchtig. Dass Giberto sich bei „Backstabber" die Vocals mit dem Rapper Polemikk teilt, kam überraschend und klingt nicht schlecht. Aber da ich kein Freund dieser Musik bin, muss ich das auch nicht nochmal haben.
Den Abschluss macht der drückende Rocker „Run Or Hide", der besonders durch sein geiles Gitarrensolo und seine Tempiwechsel gefällt.
Fazit: Für mich ist „Tabula Rasa" das bisher stärkste und reifste Album von MAXXWELL. Sollte die Band tatsächlich an einem Scheideweg gestanden haben, wurde definitiv die richtige Richtung eingeschlagen. Und prominente Anerkennung erhalten die Schweizer in Person von Michael Schenker, der MAXXWELL als Support auf seine Europatour von MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK eingeladen hat.
Tracklist von „Tabula Rasa":
01. Partykings
02. Fuck it!
03. Nothing Changes My Mind
04. Trails Of Hate
05. Cause I'm Loving It
06. Gone Forever
07. Fallin Down
08. Man Of Steel
09. Never Let You Go
10. On Your Face
11. Backstabber
12. Run Or Hide
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out