Havok - Burn Tipp




Stil (Spielzeit): (80er) Thrash Metal (43:26)
Label/Vertrieb (VÖ): Candlelight Rec. (30.08.09)
Bewertung: 9 / 10

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80er Westküsten-Thrash. Von HAVOK. Na, klingelt's? Das nennt man dann wohl Fehlalarm... Mit den Bay-Area Urgesteinen hat das hier nämlich nichts zu tun. 1.) Schrieben sich jene mit „c", 2.) ist das zum Trio geschrumpfte Quartett aus Denver und waren 3.) bei der Einspielung des ruhmreichen „The Grip" wohl noch in der örtlichen Krabbelgruppe...

Authentischer 80er US-Thrash aus der Frischfleisch-Abteilung: das schreit geradezu nach dem Vergleich mit WARBRINGER, aber der funktioniert nur bedingt. HAVOK sind einen Tacken komplexer; zwar gibt's auch gut (und zwar richtig gut) was vor'n Latz, und der massive Einfluss von EXODUS aufs Riffing ist auch hier offenkundig. Aber hier sind es hier nicht vorrangig SLAYER, die für eine Erweiterung des Spektrums sorgen, sondern gleich ein ganzer Haufen: METALLICA (zu „Kill `em All" - Zeiten: lustig das Erinnerungs-Riff" bei „Path to Nowhere"); hübsch gerades Zeug wie ANACRUISIS vielleicht, dann noch gute = alte MEGADETH... und es sind sicher auch Einschläge aus der New Yorker Ecke zu verzeichnen... aber wesentlich standen hier vor allem TESTAMENT Pate oder gar noch komplexere Sachen wie DEATH ANGEL.

Was mir die Sache noch einen Tick gefälliger sein lässt als die glorreichen Nachwuchs-Helden WARBRINGER: HAVOK haben im Songwriting einfach mehr auf der Pfanne. Das Wechselspiel aus Highspeed-Thrash Galoppaden und verspielten Parts gelingt eigentlich immer. Die vielen Tempowechsel gehen insgesamt zwar etwas zu Lasten der Aggression; aber dafür wird ABWECHSLUNG sehr groß geschrieben, ohne dass es je unübersichtlich wird. Hier stimmt eigentlich alles. Und der balladeske Part in „Identy Theft" lässt denn auch über das unambitionierte Eröffnungs-Instrumental hinwegsehen.

An dem Aggressionsabfall gegenüber WARBRINGER hat, abgesehen von der größeren Verspieltheit, auch der Sänger etwas Schuld, der in seltenen Momenten etwas durchzuhängen scheint. Meistens aber ist auch er der Klasse der Instrumente angemessen und orientiert sich stilistisch wohl an einer Mischung aus Chuck Billy u. Randy Rampage. (Vielleicht ist er aber auch nur er selbst. Gefällt mir unterm Strich jedenfalls besser als beide.)

Dass die Gitarren einfach einen Heidenspaß machen, ist bei der vielfältigen Vorbildung von Shawn Chavez & David Sanchez kaum der Erwähnung wert. Hingegen fällt das Drumming auf, das selbst bei allerhöchster Geschwindigkeit extrem präzise ist. Fast zu genau, um wahr zu sein... Sozusagen.

Auf den Promophotos war man aber jedenfalls noch zu viert, auch wenn es derzeit keinen offiziellen Drummer gibt... Unabhängig von solchen Grübeleien über Mensch-Sein oder -Nichtsein des Drummers, hat sich die Rezension ewig hingezogen, da ich nach jedem dritten Wort aufstehen musste, um mein Luftgitarrenspiel zu vervollkommnen und ordentlich abzuschädeln.

Zumindest meinen Nerv treffen HAVOK sogar noch etwas besser als die geliebten WARBRINGER... Aber jeder der auf echten Thrash steht wird an dieser Scheibe seinen rigiden Spaß haben; wer es zudem auch mal verspielt mag, dürfte von „Burn" begeistert sein. Ich bin es: mein Thrash-Album des Jahres bislang.