Geschrieben von Mittwoch, 26 November 2014 17:20

Motörhead, The Damned & Skew Siskin - Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle

Auf kaum eine andere Band passt "Alle Jahre wieder" so gut wie auf MOTÖRHEAD. Gut, letztes Jahr im Winter hat es nicht geklappt, aber nach Lemmys Genesung ist auch 2014 wieder auf das Trio Verlass: Im November oder Dezember ist MOTÖRHEAD-Time, fast immer ist die Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf mit dabei. So auch an einem kalten Mittwochabend, bei dem sich beim Einlass um 18 Uhr noch bequem Plätze in der ersten Reihe finden lassen.


Knapp eine Stunde nach Einlass, also pünktlich um 19 Uhr, machen SKEW SISKIN als erste von zwei Bands den Anheizer für MOTÖRHEAD. Die Halle ist noch sehr beschaulich gefüllt, die Berliner um Frontfrau Nina C. Alice bemühen sich und ernten auch wohlwollendes Klatschen. So richtig will der Funke aber noch nicht überspringen, und das, obwohl die Musik ganz gut zum Hauptact passt.

Bei THE DAMNED, die sich selbst im feinsten British English als "We are Lemmy's favourite punk band!" vorstellen, sind schon deutlich mehr Zuschauer in der ehemaligen Philipshalle, die der britischen Punk-Legende auch deutlich mehr Applaus spenden. Das britische Quintett, das bis auf Keyboarder Monty OxyMoron das gesamte Set über mit Sonnenbrille auf der Bühne steht, liefert einen guten Auftritt ab und macht einen extrem sympathischen Eindruck. Musikalisch will der Gothic-gefärbte Punk zwar nicht so ganz zu MOTÖRHEAD passen, aber Gitarrist Captain Sensible und Sänger Dave Vanian tun alles, um die Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen und haben sichtlich Spaß auf der Bühne.

Als es Zeit für Phil Campbell, Mikkey Dee und Lemmy ist, platzt die Halle gefühlt aus allen Nähten. Es ist eng, es ist schwitzig, es ist laut (und wird noch lauter). MOTÖRHEAD eröffnen ihr Set mit "Shoot You In The Back" von "Ace Of Spades" und reichen direkt die Klassiker "Damage Case" und "Stay Clean" danach. Ohne große Unterbrechungen geht's mit "Metropolis" und "Obver The Top" bis zum altbekannten Gitarrensolo weiter. Bisher kommt das Set abgesehen vom Opener komplett ohne Überraschungen aus. Lemmy wirkt ein wenig fahrig und war schon mal besser bei Stimme, aber man muss sich immer das Alter dieser Rocksau vor Augen halten. Phil Campbell und Mikkey Dee machen das, was sie am besten können: Gnadenlos riffen und solieren, tight die Kessel bedienen und wie ein Tier hinterm Drumkessel sitzen.

Mit "Suicide" von "Inferno" kommt eine kleine Rarität zum Zuge, der "Rock It" und "The Chase Is Better Than The Catch" folgen. Dann ist es endlich mal Zeit für neues Material, wenn auch nur kurz: "Do You Believe" feiert heute seine Livepremiere, aber ich muss ehrlich sagen, dass es auf "Aftershock" viele andere Nummern gibt, die stärker sind und es eher verdient hätten, live performt zu werden. Mit "Lost Woman Blues" zockt das Trio dann aber dankenswerterweise einen der ungewöhnlichsten und besten MOTÖRHEAD-Songs der letzten Jahre live.

Der folgende Reigen an Klassikern ist (leider) wie der Beginn von den letzten Tourneen bekannt: An das von einem Drum-Solo unterbrochene "Doctor Rock" schließt sich das wie eh und je den fiesen Politikern gewidmete "Just 'Cos You Gut The Power" an, es folgen "Going To Brazil", "Killed By Death" und natürlich "Ace Of Spades". Nach nur einer Zugabe (dem unvermeidlichen "Overkill", das MOTÖRHEAD mit ein paar hübschen Rückkopplungen beenden) ist bereits nach knapp 75 Minuten Schluss.

Dass die Lautstärke im Laufe des Abends mal wieder so hoch geregelt wurde, dass man wirklich froh sein konnte, seine Ohrstöpsel dabei zu haben – gewohnt. Dass insbesondere Lemmy nicht top in Form war und der Zahn der Zeit an ihm nagt – geschenkt. Dass aber die Setlist wieder mal zu 80 Prozent gleich geblieben ist und sich vor allem die Soli und Ansagen nur minimal von den letzten Auftritten unterschieden, spricht nicht unbedingt dafür, auch im nächsten Jahr nochmal 50 Euro für eine Karte zu bezahlen. Aber vermutlich wird die Halle dann trotzdem wieder gefüllt sein, denn so traurig es auch ist: Man geht immer mit der leisen Befürchtung zu einem MOTÖRHEAD-Konzert, dass es das letzte Mal sein könnte, Lemmy live zu sehen ...

Übrigens: Der Auftritt wurde für den WDR Rockpalast mitgeschnitten, anschauen könnt ihr euch den Gig am 15.12.2014 im TV.

Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...