Amon Amarth – Berserker Tipp

Amon Amarth – Berserker

Je größer und erfolgreicher AMON AMARTH werden, desto lauter werden die Kritikerstimmen: "Ausverkauf, Mainstream, Trallala-Metal" hallt es durch die Social-Media-Kanäle der stets Missgünstigen. Oft wird dabei übersehen, dass die sympathischen und fleißigen Wikinger sich ihren Status hart erarbeitet und schon so manche Krise erfolgreich umschifft haben. Dass dabei nicht alles Fafners Gold ist, was glänzt, haben die letzten beiden – rückblickend eher durchwachsenen – Alben "Deceiver of the Gods" und "Jomsviking" gezeigt. Mit "Berserker" bringen sich AMON AMARTH allerdings wieder auf Kurs: Das Album bietet neben vertrauten Klängen und altbekannter Qualität auch den ein oder anderen Überraschungsmoment.

Traditioneller (melodischer) Schwedentod ist das freilich nicht mehr, AMON AMARTH schippern unbeirrt weiter in Richtung klassischer Heavy Metal kombiniert mit Growl-Vocals. Das ist schon bei den ersten Tönen der neuen Platte zu hören: "Fafner’s Gold" startet mit einer Akustik-Gitarrenharmonie. Dazu passend versucht sich Front-Hüne Johan Hegg immer mal wieder an Klargesang ("Crack the Sky", "Ironside") – Elemente, die neu sind im Hause der Skandinavier.

"Berserker" bietet klassischen Heavy Metal, Growls und viel Epik

AMON AMARTH haben sich durch ihre starke Diskographie mit vielen Hits ein hausgemachtes Problem geschaffen: Es wird immer schwieriger, neue Songs und Melodien zu schreiben, die nicht wie Plagiate der eigenen Werke klingen. Doch auch wenn das ein oder andere bekannte Sound-Fragment nicht von der Hand zu weisen ist, beweist das Klampfen-Duo Johan Söderberg und Olavi Mikkonen, dass es immer noch ein feines Gespür für Epik und Gänsehautmomente hat ("Ironside", "When Once Again We Can Set Our Sails", "Into the Dark"). Mit "Skoll and Hati" ist auch wieder ein Stück vertreten, das live zu einer echten Hymne avancieren könnte.

Zudem frönen Söderberg/Mikkonen immer wieder ihren geliebten Twin-Guitar-Duellen ("Mjolner, Hammer of Thor"). Dass die Gitarren dabei mehr nach IRON MAIDEN als nach Todesblei klingen, ist Teil des Konzepts. Aber AMON AMARTH können auch weiterhin düster, wie das stampfend-bedrohliche "Shield Wall" eindrucksvoll beweist.

Neues AMON AMARTH Album – frischer Wind dank neuem Produzenten

Der Produzentenwechsel (statt Andy Sneap saß diesmal Jay Ruston an den Reglern) hat dem Quintett hörbar gut getan: "Berserker" wirkt deutlich frischer, inspirierter und spielfreudiger als die letzten Scheiben – ohne jedoch ganz an die Großtaten zwischen 2002 und 2008 anknüpfen zu können. Abzüge gibt es auch wegen des etwas unkreativen Albumtitels und Covers, die so (oder zumindest ähnlich) schon bei anderen Metal-Bands zu finden waren.

AMON AMARTH haben die wilden (Melodic) Death Zeiten ihrer ersten drei Alben längst hinter sich und die bedeutendsten Werke der Bandgeschichte wurden in der Phase von "Versus the World" bis "Twilight of the Thunder God" geschrieben. Wer das akzeptiert, kann mit dem Berserker viel Spaß haben – denn Big J und Co. haben ihre stärkste Platte seit mehr als zehn Jahren abgeliefert.

Trackliste von "Berserker":

1. Fafner's Gold
2. Crack the Sky
3. Mjolner, Hammer of Thor
4. Shield Wall
5. Valkyria
6. Raven's Flight
7. Ironside
8. The Berserker at Stamford Bridge
9. When Once Again We Can Set Our Sails
10. Skoll and Hati
11. Wings of Eagles
12. Into the Dark

AMON AMARTH Line-Up:

Ted Lundström – Bass
Olavi Mikkonen – Guitars
Johan Hegg – Vocals
Johan Söderberg – Guitars
Jocke Wallgren – Drums