Syrach - Days of Wrath




Stil (Spielzeit): (Epic-Death-) Doom (1:04:28)
Label/Vertrieb (VÖ): Napalm Records (02.11.07)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.syrach.com

SYRACH aus Norwegen sind Doom. SYRACH sind Death. SYRACH sind gewöhnungsbedürftig. Dafür hat man selbst bei einmaligem Durchlauf eine Menge Zeit. Über eine Stunde. Bei nur 8 Songs kommen die Mini-Epen also im Schnitt auf 8 min. Hau Ruck ist der Herren Sache also eher nicht. Dafür spricht auch, dass „Days Of Wrath“ erst das zweite Album von SYRACH in 14 Jahren ist. Das Debüt ist mir nicht bekannt, Entwicklungstendenzen also nicht auszumachen. Tatsächlich sind die eher unwahrscheinlich, wenn man sich die Songstrukturen und Produktion anhört.

SYRACH sind Traditionalisten. Und doch gewöhnungsbedürftig? Jo. Das liegt zum einen an dem Mischungsverhältnis aus Death und Doom, zum anderen an einer mächtig epischen Schlagseite. Death ist der Gsang, die Rhythmusgitarre. Doom ist das Tempo, nur selten geht’s mal schneller zur Sache. Doom ist der Verzicht auf jedes Trigger-Getrickse, Doom und maximal tradionalistisch ist der Sound, der so sehr nach 80iger klingt, das man meinen könnte, er sei schlicht mies. Während als das nach den Anfängen von PARADISE LOST oder MY DYING BRIDE (ohne Blast-Einlagen) klingt, und damit nur altbekannt, ist da ein Element, was das Bild stört. Zum Glück, denn die alten PL oder MDB können das alles etwas besser, weil abwechslungsreicher. Das gilt vor allem für den „Gesang“. Dass Nick Holmes ein richtiger, charismatischer Sänger und Aaron Stainthorpe ein gottverdammtes Genie* ist, haben sie bewiesen und spiegelt sich sogar in den Growls wieder, wenn man Kenneth Olsen zum Vergleich heranzieht. Etwas Abwechslung hätte der Sache gut getan. Das verströmt auf die Dauer eher Langeweile als doomige Emotionen. Da hilft auch die sporadisch eingesetzte Sängerin letztlich wenig. (Die aber relativ rockig und erstaunlich wenig nach Goth-Lerche klingt.)

Bis hierin lesen wir also von einer blassen MDB-Kopie, die maximal 5 oder 6 Punkte einfahren könnte. Aber jenes „störende Element“, das Syrach gewöhnungsbedürftig werden lässt, reißt das Album komplett nach oben. Die Lead-Gitarre … Mann, was macht die Spaß. Das ist schönster Epic-Doom à la SOLSTICE (UK). Manchmal (z. B. der Anfang von „The Firm Grip Of Death“) greift dieser narrative Stil auf die anderen Instrumente über; und dann wird es richtig, richtig lecker. Und immer, immer wieder diese geilen Leads… wie lange hat man dergleichen nicht gehört. (Leider zumeist viiiiel zu weit nach hinten gemischt.)

Als Fazit bleibt ein zwiespältiger Eindruck, der sich hoffentlich bei weiteren Durchläufen noch weiter zum Positiven verschleift. (Die Scheibe ist bislang jedenfalls mit jedem Hören gewachsen.) Epic-Death-Doom ist mir so noch nicht untergekommen. Alle Bestandteile sind bekannt, die Kombination wirkt ungewohnt. Die Mischung ist definitiv nicht vollends ausgereift. Aber mehr als bloß hörenswert allemal. Und wenn die Norweger beim nächsten Mal den Death-Anteil zugunsten des Epischen etwas `runterdimmen und den Mix etwas differenzierter gestalten, dann wird das nächste Teil ein Hammer. Sie haben das Zeug zur Höchstnote. ... Oh Mann, diese Soli…



* das Genie meint nicht das Coverartwork von "Days of Wrath", das stammt nämlich vom MDB-Sänger