Funeral For A Friend - Welcome Home Armageddon

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Stil (Spielzeit):
Post-Hardcore/ Modern-Rock (40:34)
Label/Vertrieb (VÖ): Distiller Rec./ Good Fight Music (14.03.2011)
Bewertung: 8/10
Link: Offizielle Bandseite

Einiges hat sich getan in den Reihen von FUNERAL FOR A FRIEND: Gitarrist Darran Smith räumt nach vielen Jahren Bandtreue seinen Platz, um seinen eigenen Weg zu gehen, Ersatz findet sich mit dem eigenen Band-Bassisten Gavin Burrough. Neuzugang Richard Boucher ist nach bandeigenen Aussagen "[...] SO gut am Bass, dass (sie tatsächlich) jemanden mit blonden Haaren in die Band gelassen haben.[...]" Ein Blick auf aktuelle Bandfotos macht dann deutlich, wie sehr der Blondschopf Boucher im Bandgefüge auffällt. Stimmungsmäßig hat das Songwriting die Band laut eigenen Angaben um einiges nach vorne gebracht. Nun ist sie draußen, die fünfte Scheibe der Jungs, mit dem erdrückend schweren Titel "Welcome Home Armageddon". Wir befinden uns gleich zu Beginn auf "This Side Of Brightness", wenn man dem ruhigen Instrumentalopener der Waliser glauben möchte. Nach einigem Gedudel startet das neue Album dann mit Fulltimebeat und schnellem Riffing endlich richtig. "Old Hymns" flitzt mit viel Tempo, Melodie und unverkennbar punkiger Attitüde durch die Schaumstoffringe meiner Satelliten. Wenn das dann die andere Seite der Helligkeit in ihrer Herrlichkeit ist, dann bleibe ich liebendgerne hier.

So richtig zündet "Welcome Home Armageddon" seinen Feuerregen aber erst mit den folgenden (vorab bekannten) Nummern "Front Row Seats To The End Of The World" und "Sixteen". Ryan Richards' fette Shoutingeinlagen gehören nun endlich wieder zum Vollprogramm von FFAF. So glänzt "Front Row Seats [...]" mit geil harten Strophen und einem noch härteren Mittelteil, während "Sixteen" die Erinnerung an eben genau das emotionale Lebensalter wiederbelebt. Beide Tracks funktionieren in den Refrains wunderbar nach bekannter FFAF-Manier. Glückwunsch, es ist ein Knaller. Mit weniger Glanz und mehr Dreck auf den Saiten geht es mit "Aftertaste" weiter, der sich durch fett gebratenen Oldschool-Riffs und ICE-Tempo mit Hookline zum Anspieltipp entwickelt und dabei trotzdem schön daneben schmeckt. Allgemein haben sich FFAF trotz zurückgewonnener Härte den Post-Hardcore-Klang früherer Tage weitestgehend an den Nagel gehängt, und geben sich modernen Hardrock- und Punkrock-Strukturen hin. Mit diesem Gewand verwandelten sie "Memory And Humanity" in das großartige Album, das es Ende 2008 wurde. Damals wurde der Modern-Rock von "Tales Don't Tell Themselves" komplettiert sowie zaghafte Tipptopp-Schritte in Richtung altbekannten Screamo gewagt, dessen Einflüsse ja nach "Hours" auf "Tales [...]" erstmal Geschichte waren. So schließt sich der Kreis.

Matthew Davies-Kreye und seine Kumpanen geben sich aber auch traurig-schön auf ihrer fünften Scheibe. Der Song mit dem fast witzigen Titel "Owls (Are Watching)" offenbart eine großartige Halbballade. Die Hookline zieht wie Hechtsuppe, die Gitarrenläufe lassen träumen. Anspieltipp! "Medicated" stellt sich als eine weitere Nummer ähnlichen Kalibers direkt dahinter an, kommt aber nicht ganz an die Größe der wachenden Eulen heran. Wer dann noch Böcke auf ein dickes Metalschnitzel hat, bekommt mit "Spinning Over The Island" und "Broken Foundation" ordentliche Scheiben serviert. "Spinning [...]" swingt als 6/8-Takter mit dicken doppelten Gitarrenläufen von A nach B, in "Broken Foundation" gibt's nach dem Roundhousekick von Chuck Norris noch ein saftiges Rock'n'Roll Solo. Beide Songs strotzen vor Screaming von Richards, der dann nebenbei noch den Rest der Band an die Bande trommelt. Danke dafür! "Damned If You Do, Dead If You Don't" ist dann schon bekannt von der Vorab-EP aus dem letzten Jahr, und gehört als weitere Version der modernen FFAF-Attitüde zu den Referenzen des Albums. Der Song glänzt weiterhin durch seinen megaflinken Punk-Refrain und seiner tollen Hook. "Man Alive" ist strukturell zu vertrackt, um dem Rest des Albums Konkurrenz zu machen, und bleibt, was er ist, ein Albumfüller.

Der Titeltrack beendet das aktuelle Album von FUNERAL FOR A FRIEND mit schöner Rock-Manier, bevor's ab der Häfte ruhig wird. Was danach passiert, sei den Käufern und Hörern von "Welcome Home Armageddon" vorbehalten. Ergreifend ist es auf jeden Fall. Die mit bekannteste Post-Hardcore-Band der europäischen Inselgruppe meldet sich nach einiger Zeit frisch, punkig und leidenschaftlich zurück und liefert mit diesem Longplayer eine moderne Scheibe ab, die nicht so leicht zu schlucken ist wie "Memory And Humanity", aber direkt dahinter steht und allen in den Arsch tritt, die dachten, FUNERAL FOR A FRIEND wären alt geworden.