Geschrieben von Montag, 25 März 2019 12:50

Metal Diver Festival 2019 - Der Bericht aus Marsberg mit großer Bildergalerie

Marsberg, 16.03.2019 - Es ist Mitte März und damit an der Zeit, dass im immer noch beschaulichen Örtchen Marsberg am Rande des Sauerlands die Frage "Bist Du hart genug?" gestellt wird – kurzum: es ist wieder Zeit für das Metal Diver Festival.

Viel Lob und wenig Tadel im Vorjahr

Bereits im letzten Jahr, als das Festival sein fünfjähriges Bestehen feierte, gab es viel Gutes zu berichten und nur wenige Kritikpunkte. Diese wurden von der Crew unmittelbar nach dem Festival in einem Video adressiert. Die Veranstalter gelobten seinerzeit Besserung und lieferten tatsächlich ab. Der rutschige Hallenboden war kein Problem mehr, der Sound war deutlich besser (auch wenn es hier immer noch ein bisschen Luft nach oben gibt) und auch die gesamte Grundstimmung deutlich entspannter, was sich auch auf das Publikum übertrug. Hier wurde über das Jahr hinweg wirklich gute Arbeit geleistet.

Aber nun zurück in die Gegenwart: Mit dem Headliner AXXIS, DEBAUCHERY und den EVIL INVADERS gibt es auch 2019 beim Metal Diver Festival wieder einige Hochkaräter auf der Bühne. Komplettiert wird das Line-Up durch die beiden lokalen Bands MORTAL TERROR und METALMIND und AGE OF ARCADIA, die aus Griechenland kommend die weiteste Anreise hatten.

Thrashiger Auftakt mit MORTAL TERROR

Den Auftakt machen MORTAL TERROR aus Kassel. Nach einem unspektakulären "Wir fangen dann mal an" geht es musikalisch umso fulminanter los. Songs wie "Speed Demon" machen ihrem Namen alle Ehre und mischen ein hohes Spieltempo mit oldschooligem Sound. Dieser ist zu Beginn noch etwas arg gitarrenlastig und die Band braucht generell ein paar Songs, um sich einzugrooven. Die Aufklärung kommt kurze Zeit später, als Sänger Stefan Kunth erklärt, dass der Bassist der Band verletzungsbedingt ausgefallen ist und daher Mike Thelemann von BURNING HELMET kurzfristig eingesprungen ist.

Spätestens bei "Hunt of the Night", einem noch unveröffentlichten Song, ist davon aber nichts mehr zu hören. Der Sound ist deutlich besser und der Song macht Lust auf das wohl Ende des Jahres erscheinende neue (noch unbetitelte) Album der Band. Bei "Too Old To Die Young" ist ein Teil der Band leider nochmal etwas too soon to start together, der Stimmung tut dies, insbesondere aufgrund der souveränen Reaktion der Band, aber keinen Abbruch. Es ist Livemusik, da gehört sowas dazu und macht das ganze erst lebendig! Der erste Moshpit vor der Bühne muss noch nicht wirklich um Platz kämpfen, über zu wenig Publikum können MORTAL TERROR sich aber ebenfalls nicht beschweren – ein gelungener Start!

Es wird melodisch – METALMIND

Metalmind

Als nächstes betreten METALMIND aus Bielefeld die Bühne und bereits bei den ersten Takten des Openers "Breaking Down The Rules" wird klar, dass es nun an der Zeit für eine ordentliche Portion Power Metal ist. In bester Rattenfänger-Manier locken die Bielefelder das Publikum mit melodischen Riffs in Scharen vor die Bühne.

METAL MIND gehören klar zu den moderneren Vertretern des Genres, verzichten auf übermäßigen Kitsch und ersetzen den Eunuchen-Gesang durch die etwas reibeisigere Variante. Ein paar Schwerter schleichen sich bei "Don't Wake Me Up" dann doch mal in die Lyrics, aber damit sind die Fantasy-Anleihen auch wieder vorbei und übrig bleibt das, was das Genre wirklich ausmacht: ein ausgewogener Mix aus Melodie und Energie.

Experimentierfreudig zeigen die Bielefelder sich bei "Steh auf", ist die deutsche Sprache doch eher selten in diesem Subgenre vertreten und nach kurzer Umgewöhnungsphase muss man sagen, das funktioniert doch durchaus gut. Mit dem epischen "Nevermore" habe ich schnell meinen Favoriten in der Setlist gefunden und danach ist es mit dem finalen "Rock The Show" auch leider schon wieder vorbei – denkt man zumindest.

Glücklicherweise sind noch ein paar Minuten auf der Uhr übrig, so dass METALMIND den lautstarken und hochverdienten "Zugabe"-Rufe des Publikums mit einer extrem gut umgesetzten Coverversion des JUDAS PRIEST-Klassikers "Breaking the Law" Folge leisten. METALMIND sind definitiv ein Vertreter des modernen Power Metals, den man im Auge behalten sollte.

Auch 2019 Besuch aus Griechenland: AGE OF ARCADIA

AGE OF ARCADIA haben einen leider etwas ungünstigen Slot in der Running Order erwischt. Nach der starken METALMIND Show und in Vorfreude auf die EVIL INVADERS scheint ein größerer Teil des Publikums das Zeitfenster für eine kleine Stärkung vor der Halle bzw. Biernachschub nutzen zu wollen – gefühlt ist es vor der Bühne auf jeden Fall deutlich leerer.

Der eher düstere Melodic Death Metal der Griechen sorgt für Abwechlung im Billing und lockt mit der Zeit dann glücklicherweise doch noch ein paar mehr Besucher vor die Bühne, wo der Circle Pit nur durch einen Aufruf zur Wall of Death unterbrochen wird. Nach einem eher getragenen Start steigern sich AGE OF ARCADIA im Konzertverlauf deutlich und liefern eine starke Show ab.

EVIL INVADERS – die Thrash-Invasion aus Belgien

Evil Invaders

Es wird Zeit für Besuch aus Belgien, die EVIL INVADERS sind an der Reihe: Von den einen extrem gehyped, von den anderen als "STEEL PANTHER des Thrash Metals" belächelt – die EVIL INVADERS polarisieren und vor der Bühne ist es so voll, als käme bereits jetzt der Headliner des Abends.

Konnte man bei MORTAL TERROR noch von "oldschool" sprechen, haben die EVIL INVADERS einfach direkt mal die Zeitmaschine eingepackt. Musikalisch balancieren sie auf dem Sweetspot zwischen Thrash und Speed Metal, auf der Bühne balancieren und springen sie auf alles, was halbwegs stabil aussieht und optisch möchte man in bester 80er-Jahre-Groupie-Manier auf die Bühne springen und die Jungs mit Futter und Bier versorgen.

Songs wie "Feed Me Violence", "Mental Penitenciary" und "Raising Hell" kommen angenehm druckvoll daher, ohne übersteuert zu wirken, egal ob Sänger Joe Anus gerade dabei ist, seine Stimmbänder einer ausgiebigen Folterbehandlung zu unterziehen oder Gitarrist Max Mayhem nur durch die eingeschränkte Reichweite des Funkempfängers seiner Gitarre auf der Bühne gehalten wird. Nach einer knappen Stunde ist der Spaß leider schon vorbei und es bleibt vor allem ein Gedanke hängen ... nach dieser Show möchte man nicht AXXIS heißen.

AXXIS – 30 Jahre und noch kein bisschen leise

Axxis

Für die Lünener Band um Frontmann Bernhard Weiß ist 2019 ein besonderes Jahr – immerhin bedeutet dies 30 Jahre AXXIS, was auch im Herbst durch zwei Jubiläumskonzerte in der Bochumer Zeche und Süddeutschland (der Ort steht hier noch nicht genau fest) gebührend gefeiert werden soll.

Aber auch der Auftritt beim Metal Diver Festival steht unter einem besonderen Stern, schließlich handelt es sich um die Live-Premiere von Gitarrist und Band-Rückkehrer Matthias Degener. Dieser war bereits 2013 einmal kurz mit von der Partie und macht auf der Bühne einen so souveränen Eindruck, als sei er nie weg gewesen. Auch Front-Schreihals Bernhard Weiß merkt man das Alter der Band in keinster Weise an. Weiß springt wie ein Derwisch über die Bühne und klingt live auch heute noch genauso gut wie auf den Erstlingswerken der Band.

In 75 Minuten Spielzeit präsentiert die Band ein Best Of der gesamten Bandgeschichte und mischt aktuelle Songs wie "Monster Hero" und "Heavy Metal Brother" mit angehenden Klassikern a la "Blood Angel" und "Heavy Rain". Das obligatorischen "Little Look Back" darf natürlich auch nicht fehlen. Ebenfalls aus dem Livekatalog nicht wegzudenken ist der Akustik-Part, bei dem die Band traditionell einen Konzertbesucher (Frauen und Kinder zuerst!) auf die Bühne holt. Dies kann ganz furchtbar schiefgehen, wie seinerzeit bei meinem ersten AXXIS-Konzert in Kerkrade, bei der die französische Konzertbesucherin über ähnlich viel Rhythmusgefühl verfügte, wie zwei verfeindete Frettchen auf einem Wellblechdach.

... oder es läuft so, wie mit Alexandra in Marsberg: Die ist nämlich in Sachen Schlagfertigkeit mit dem sonst um keinen doofen Spruch verlegenen Weiß auf Augenhöhe, ansonsten muss er sogar noch ein Stück nach oben schauen, und wie man einen Schellenkranz bedient, weiß sie auch noch – oder um es mit den Worten des Sängers zu sagen, "Manchmal haben wir Glück". Als Zugabe gibt es noch den absoluten Pflichtsong "Living In A World", ehe das Publikum mit dem obligatorischem "Kingdom Of The Night" verabschiedet wird.

Mein persönlicher Gewinner des Abends bleiben zwar die EVIL INVADERS, aber der Sieg war knapp und hart umkämpft. Auch im dreißigsten Jahr bleiben AXXIS ein würdiger Headliner.

Zum Abschluss noch dem Blutgott huldigen – DEBAUCHERY

Debauchery

Anders als im Vorjahr, als nach dem RAGE-Konzert Ende war, gibt es in diesem Jahr noch eine spezielle Post-Headliner-Nachtshow. Und wer eignet sich hier besser, als die blutige Gurrath-Truppe von DEBAUCHERY?

Die Bühne wird mit Totenköpfen und kunstblutbesudelten Schaufensterpuppen stilecht dekoriert, ehe pünktlich um Mitternacht das Trio aus Heiningen die Bühne betritt. In der letzten Stunde des Festivals wird es noch einmal düster, blutig und todesmetallisch, was für einen leichten Zwiespalt im Publikum sorgt. Nach dem Headliner leert die Halle sich doch zusehends, für die dagebliebenen Death Metal Fans gibt es aber einen gelungenen Abschluss eines starken Festivals.

Hart genug? Eher härter als je zuvor

Auch im ersten Jahr nach dem großen Jubiläum erfüllt das Metal Diver Festival den Anspruch, "hart genug" zu sein, uneingeschränkt. An den Mängeln des Vorjahres wurde erfolgreich gearbeitet und man merkt dem Organisationsteam an, dass es wirklich mit Herzblut bei der Sache ist. Wie bereits zu Beginn erwähnt ist in Sachen Sound immer noch ein wenig Luft nach oben, aber die Steigerungen sind auch hier deutlich erkennbar.

Dass in einem Line-Up mit DEBAUCHERY und den EVIL INVADERS gerade AXXIS den zweifelhaften Preis der "lautesten Band des Abends" erhält (im Fotograben stehen und panisch nach seinen Ohrstöpseln kramen, nur um festzustellen, dass man sie bereits trägt, ist vielleicht ein bisschen viel des Guten), hätte ich im Vorfeld nicht gedacht, aber man lernt nie aus. Das Metal Diver Festival wird mich auch im nächsten Jahr wiedersehen, wenn am 14. März 2020 unter anderem VADER und GRAVE DIGGER einen Abstecher in die Schützenhalle der Schützenbruderschaft St. Magnus nach Marsberg machen. 

Sonja

Stile: Heavy- , Power-, Thrash-, Pagan-Metal, Hardrock, Prog 
Bands: Orden Ogan, Edguy, Running Wild, Anthrax, Annihilator, Rage, Alestorm, Airbourne