Stil (Spielzeit): Progressive Metal/Rock (EP, 17:12)
Label/Vertrieb (VÖ): Promo-EP, ohne Label (2006)
Bewertung: Das ist fast perfekt (8,5/10)
Link: http://www.balboainn.de
http://www.myspace.com/balboainn
Die Hambuger Band BALBOA INN hatte ich vor knapp einem Jahr als einen mir völlig unbekannten Support Act im Ballroom gesehen. Bereits damals war ich sehr angetan von den Jungs, der progressive Stil ihrer Musik zusammen mit ungewöhnlicher Instrumentierung und einem ausgezeichneten Sänger ließ mich aufhorchen.
BALBOA INN existieren seit 2004, als sie sich im Pop-Kurs an der Hamburger Hochschule für Musik trafen. Der Bassist wechselte etwas später und heute lautet die Besetzung Cellez (Vocals), Piot (Drums), Kui (Bass), Jan (Gitarre) und Niklas (Cello). Seit Sommer letzten Jahres sind sie unter dem Management von Harrie Smits (HALLOWEEN, MASTERPLAN) und suchen jetzt ein Label.
Vor ein paar Tagen purzelte nun die erste selbstbetitelte Promo-EP herein. Und was soll ich sagen, vier Songs reichen bei weitem nicht aus. Ich will mehr hören, so einfach ist das. Bereits nach wenigen Minuten fällt die extrem gute Produktion auf. Klarer Sound, fein abgestimmte Nuancen, da ist nichts überproduziert oder verwässert. Man merkt, dass die Jungs um Gitarrist Jan Wölke in Eigenproduktion schon mal vorgearbeitet hatten, bevor sie zu Arne Neurand in ein Hannoveraner Studio marschierten.
Der erste Song „Audiosafe“ beginnt mit einem düsteren Riff, wenn die Stimme von Cellez einsetzt, wird man plötzlich in alte QUEENSRYCHE – Zeiten zurückkatapultiert. Midtempi herrscht vor, trotzdem kommen die Songs mitreissend daher. BALBOA INN schaffen es irgendwie, exzellent zu musizieren und dabei auch noch sowas wie eine Mitsing-Atmospähre zu schaffen. Tanzbar ist das alles auch noch, ich staune.
Ein wenig ruhiger läuft es bei „Stateston“ ab. Bleibt mehr Ausdrucksmöglichkeit für die Vocals. Die Texte sind eingängig, flachen aber nicht ins Alberne ab. „Desert Road“ bleibt ebenso auf der ruhigen Schiene. Je öfter man die EP hört, desto mehr Feinheiten entdeckt man. Das artet zu einer recht spannenden Sache aus. Der Cellist Nik unterstreicht die Songs mit leicht melancholischem Einschlag, ohne jetzt irgendwie in Apocalyptische Gebrummsels abzuschweifen. Cellez beherrscht seine Stimme von leisen, rauhen Tönen bis zu lautem kraftvollen Gesang. Und zwar nur Gesang. Kein Growln, kein Schreien, kein Grunzen. Wie wohltuend.
Wieder etwas düsterer geht „Too Weak To Fail“ los. Dumpfe Riffs und agressives Drumming beherrschen den letzten Song dieser Scheibe. Auffallend hier ist die eindrückliche, verzwirbelte Bassarbeit von Kui, dem Brasilianer der Band. Auch die Background-Vocals stimmen überein.
Sowas kommt also dabei raus, wenn sich ein Rockabilly, ein FunkJazzer, ein Metaller und noch mehr bunte Vögel zusammen tun. Toll. Ich kann der Band nur von Herzen wünschen, dass sie bald ein Label finden, damit viele, viele Musikliebhaber in den Genuß von BALBOA INN kommen.