„Endlich wieder Kiel!“
Nach einer recht langen metallischen Flaute kann sich die kleine Stadt am Meer wieder auf einen Abend mit wundervoller Musik freuen: MANTAR und der stolze Support-Act DOWNFALL OF GAIA beehren den Norden in der Kieler Pumpe und füllen den Raum mit beachtlichen 500 Menschen, die den Abriss kaum erwarten können.
DOWNFALL OF GAIA
Den Anfang machen die Post-Black-Metaller von DOWNFALL OF GAIA, die insbesondere ihr neuestes Album „Ethic Of Radical Finitude“ zelebrieren wollen. In düsterem, blauem Licht sieht man ihre Silhouetten von Nebel umwabert. Dieses melancholische, gespenstische Auftreten unterstreicht ihre von Emotionen durchdrungene Musik, die jedoch an dem heutigen Abend nicht so recht zur Geltung kommen will. Dominik und Antons Gesänge sind eigentlich nie wirklich hörbar, gehen im Bass- und Gitarrengewitter unter, das fast permanent matschig unter die Drums – das wohl am besten abgemischte Instrument – gelegt wurde.
Abgesehen davon scheinen sich die Zuschauer wohl auch eher auf Moshpits und radikales Headbangen gefreut zu haben, sodass sie für die In-sich-Gekehrtheit, die für DOWNFALL OF GAIAS Musik nötig ist, nicht wirklich zugänglich sind. Leider werden vereinzelt Nachrichten abgeschickt wie „DOWNFALL OF GAIA sind die Vorband, voll langweilig“ ...
MANTAR – „Ich kling' wie Westernhagen“
Es ist einfach verwunderlich, was für eine Ausstrahlung zwei Menschen besitzen können, dass sie mit ihrer puren Anwesenheit 500 Zuschauer in den Bann ziehen können – der stille Erinc am Drumset, der rebellische Hanno an Gitarre und Mikrofon. Sie stehen sich gegenüber, schauen sich in die Augen und los geht das metallische Tosen. Schon ab der ersten Sekunde kann sich die Menge kaum mehr halten und das Kopfschütteln, Schubsen und Moshen nimmt seinen fröhlichen Lauf.
Eine gewisse Anspannung herrscht im Publikum – MANTAR setzen immer wieder noch eine Schippe drauf. Von „Age Of The Absurd“ bis hin zu „Cross The Cross“ und „Era Borealis“ ist für jeden Fan etwas dabei, an dem er seine Aggressionen zum Besten geben kann. Die Band versäumt es auch nicht, ihr neues Album "The Modern Art Of Setting Ablaze" zu präsentieren und es ist kaum möglich, nicht mitzugehen.
Doch nicht nur die Zuschauer, sondern auch die beiden Musiker kommen ordentlich ins Schwitzen – so muss das sein! Erinc gehen ein paar Sticks verloren, Hanno schreit sich die Seele aus dem Leib und ist sich definitiv nicht zu schade, seine ikonischen Grimassen zu ziehen, sich auf den Boden zu schmeißen und die Menge anzustacheln. Bei fantastischem Sound holt er, vor einer Verstärker-Wand stehend, alles aus seinem Sechsaiter heraus – wer braucht schon eine große Band, wenn man es zu zweit kaum besser machen kann?
Der letzte Akkord wird angeschlagen, das letzte Becken schallt, die Menge jubelt. Die zwei Musiker stehen auf und verlassen ohne ein Wort die Bühne. Das Frontlicht geht aus, der Zuschauerbereich wird beleuchtet. Die Zuschauer kehren wieder zurück in die Realität. ENYAs „Orinoco Flow“ tönt sanft über die Köpfe der Fans hinweg, die mit zufriedenem Lächeln in Richtung Ausgang marschieren.