Lacuna Coil - Broken Crown Halo

Auf ihrem siebten Studioalbum präsentieren die Mailänder erneut eine melodische Mischung aus modernem Metal, Gothic und etwas Elektronik. Sänger Andrea Ferro kann nur sehr selten Akzente setzen, die meisten Songs wie "Hostage To The Light", das auch auf "Comalies" gepasst hätte, sind komplett auf Cristina Scabbia zugeschnitten. Zweifellos und völlig zu Recht ist die Sängerin das absolute Aushängeschild der Band. Über die Jahre hat ihre wundervolle Stimme kein bisschen an Kraft und Ausstrahlung verloren, während ihr männliches Gegenstück immer monotoner erscheint. Ich sage es mal böse: Wenn Andrea Ferro nicht mehr an Bord wäre, würde es kaum auffallen. Cristina Scabbia könnte die wenigen Verse und Refrains, in denen die männlichen Vocals zu hören sind, spielend leicht ersetzen, ach was, verbessern.

Die Songs sind wie eh und je mit knackigen Riffs, einem knatternden Bass und durchschlagenden Drums versehen, die Produktion ist absolut auf Höhe der Zeit und sehr druckvoll und kompakt. LACUNA COIL besitzen seit Langem einen eigenen, unverkennbaren Stil, der auf den letzten Alben immer moderner geworden ist. Auch "Broken Crown Halo" setzt immer wieder auf kleine elektronische Spielereien und Effekte wie (dünne) Kirchenorgel-Sounds. Das Songwriting gibt keinen Anlass zur Kritik - höchstens, dass die Italiener oft ein bisschen zu sehr auf Nummer sicher gehen, kann man ihnen ankreiden. Dafür erinnern manche Momente gar an selige "Comalies"- und "Unleashed Memories"-Zeiten, z.B. das melancholische "I Burn In You". Generell haben sich LACUNA COIL aber schon lange von dem Gothic-lastigen Sound ihrer Anfänge verabschiedet.

"Broken Crown Halo" ist eine gute und konsequente Weiterführung des LACUNA COIL-Sounds und überrascht stellenweise mit Reminiszenzen an die besten Alben der Italienier. Es ist druckvoll produziert, mit eingängigen Melodien versehen, rifflasttig und wird von Cristina Scabbias stets exquisiten Vocals geprägt. Nur eines ist das siebte Studioalbum nicht: Unverhersehbar und überraschend. Aber das hat vermutlich auch niemand erwartet.