Stil/Spielzeit: Posthardcore (53:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Epitaph /Indigo (08.04.11)
Bewertung: 7,5 / 10
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Wenn „No Devolucion“ eine Party wäre, würde man sie mit sehr gemischten Gefühlen verlassen. Klar, der Gastgeber lässt sich seit ein paar Jahren immer wieder was Neues einfallen, aber eigentlich hatte man nach der letzten Feier das Gefühl, so langsam wieder Routine zu haben. Wieder steht man in der Eingangshalle und stellt fest, dass man die total falschen Klamotten für das Ambiente angezogen hat. Man war ein wenig auf Krawall aus und hatte sich die Haare stachelig mit Seife nach oben geschraubt und stellt fest, dass hier eher New-Waver zu finden sind, die zwar das mit der Frisur durchgehen lassen, da sie ja irgendwie mit der Punkszene verbandelt sind, dennoch auf ganz andere Sachen Wert legen. Anstatt laut Krach zu schlagen, tanzen sie lieber, drehen sich im Rausch im Kreis und feiern sich vor allem selber. Da hat man mit FUGAZI gerechnet und es wird THE CURE gespielt… Verdammt, man bekommt gradezu dass Gefühl, dem Gastgeber ist es vollkommen egal, was seine Gäste erwarten. Naja, irgendwie ist es ja auch imponierend. Schließlich bekommt man mal wieder ganz neue Eindrücke von den selben Leuten vermittelt. Steht da tatsächlich ein Keyboard bei der Musikanlage?
Aber leider ist das Leben nicht immer eine Party, und so setze ich mich hier also nüchtern mit dem neuen Machwerk meiner Helden von THURSDAY auseinander. Aber es ist halt schwierig, sich diesem neuen Werk zu nähern. Der Punk von „Common Existence“ ist so gut wie komplett verschwunden und das neue Werk geht eher wieder in die Richtung von „A City By The Light Divided“ – aber eben noch zehn Schritte weiter. Und irgendwie ist das dann doch Punk, denn THURSDAY ergehen sich hier meiner Meinung nach in einer absoluten Verweigerungshaltung: keine schnellen Hits, keine großen Zugeständnisse, keine Wall Of Sound usw.
Überhaupt ist die Produktion für mich der Knackpunkt: Die Songs sind anders, keyboardlastiger, düsterer, ruhiger, aber sie können sich nicht immer so ganz durchsetzen. Alleine schon die ziemlich leisen Gitarren zeigen, wie wenig Wert die Jungs aus New Jersey auf „richtige Smasher“ legen. Ein Refrain muss eben keine Brechstange mehr haben und 100 extra Gitarrenspuren beinhalten, um möglichst dick zu klingen. Auch im Gesang ist was passiert. Geoff Rickly hat eine Lage gefunden, in der kein Ton mehr annähernd schief klingt – dafür aber etwas schwach auf der Lunge. Viel zu selten setzt er alles auf eine Karte oder prügelt eben auch mal was raus. Ok, das Geisterhafte im Opener macht noch total Sinn, aber auf Dauer wünscht man sich doch etwas mehr Leiden in der Leidenschaft.
Wie bereist beschrieben, finde ich die meisten Songs wirklich klasse: sie sind sehr abwechslungsreich, teilweise sehr dynamisch und THURSDAY haben sich (mal wieder) neu erfunden. Aber so ganz will die Erinnerung an alte Glanztaten die neuen Stücke nicht in Ruhe lassen. Braucht das Album noch mehr Zeit? - Ich habe mich schon sehr intensiv damit beschäftigt. Facettenreich ist das Werk auf jeden Fall, und es hängt mal wieder ganz alleine vom Ohr des Zuhörers ab und von dem, was man von einem THURSDAY-Album will.
Ich bin mir (mal wieder) ein wenig unsicher, verbeuge mich aber (mal wieder) vor ihrer Kreativität. Aber nächstes Mal nehme ich doch wieder ein paar Freunde mit auf die Party – dann steht man zwischendurch nicht so alleine und mit Fragezeichen über dem Kopf herum…