Nightwish - Yesterwynde Tipp

Nightwish - Yesterwynde
    Symphonic Metal

    Label: Nuclear Blast
    VÖ: 20.09.2024
    Bewertung:9/10

    NIGHWISH im Web


Vier Jahre nach ihrem letzten Studioalbum "Human. :II: Nature." und einem nicht unerheblichen Besetzungswechsel (Bassist und Sänger Marco Hietala war immerhin 20 Jahre in der Band) melden sich NIGHTWISH mit frischem Material zurück. Mit dem Engagement von WINTERSUN-Bassist Jukka Koskinen bleibt Mastermind Tuomas Holopainen der Finnland-Connection treu. Das gilt auch für den nunmehr zehnten Longplayer "Yesterwynde".

Die finnischen Symphonic-Metal-Giganten setzen weiterhin auf ihre innerhalb der letzten Jahre entwickelten Trademarks. Trotz Verfeinerungen, Verlagerungen und dem Drehen an kleinen Stellschrauben erkennt man NIGHTWISH, wenn man sie hört (und sieht). Das gilt auch für die zwölf neuen Tracks auf "Yesterwynde", das der nunmehr 28-jährigen Bandgeschichte ein weiteres, beeindruckendes Kapitel hinzufügt.

NIGHTWISH liefern Soundtracks für die Seele

Der Titeltrack "Yesterwynde" führt rein orchestral und mit sanften Vocals in die folgenden 70 Minuten ein, bevor "An Ocean Of Strange Islands" direkt zu Beginn klar macht, worum es hier geht. Das neuneinhalbminütige, NIGHTWISH-typische Epos macht keine Gefangenen und präsentiert das Sextett von seiner schillerndsten Seite. Fixpunkt im orchestralen Bombast mit einigen instrumentalen Schlenkern und Doublebass-Feuer ist der großartige eingängige Refrain, der von Floor Jansen mit solcher Inbrunst intoniert wird, dass bei jeder Wiederholung in verschiedenen Tonlagen Gänsehaut-Garantie angesagt ist.

In den Strophen und von der Intensität her erinnert die Nummer etwas an "Devil And The Deep Dark Ocean" von "Oceanborn" – nur reifer, besser und pompöser. Am Ende entlässt Troy Donockley mit der auf seinen Uillean Pipes sehnsuchtsvoll gespielten Melodie mit latenten Referenzen an Hans Zimmers "Dune"-Soundtrack aus einer Machtdemonstration, die schon jetzt zu den besten Longtracks der Finnen zählen dürfte.

"The Antikythera Mechanism" verzaubert mit mystischen Klängen vor einem stampfenden Rhythmus und dem Kontrast aus sanfter Bridge und brachialem Chorus. Das ungewöhnliche "The Day Of…" überrascht mit poppigem Anstrich und Kinderchor-Refrain, der, einmal festgesetzt, nicht mehr so schnell aus dem Ohr geht.

"Perfume Of The Timeless" ist dann wieder classic NIGHTWISH mit allem, was man an dieser Band liebt, bevor das zum Träumen schöne "Sway" ein unerwartetes Ausrufezeichen setzt. In der leichtfüßigen, schwebenden Ballade ergänzen sich Floor Jansen und Troy Donockley exzellent, wobei das Wechselspiel der beiden Stimmen ganz leicht an "The Carpenter" vom NIGHTWISH-Debüt "Angels Fall First" erinnert.

"The Children Of 'Ata" präsentiert sich mit seinen wabernden Bässen und Drums in den Strophen ungewohnt tanzbar und eingängig. Ab der Hälfte schwingt der Song um und entwickelt mit den männlichen Chants extreme Durchschlagskraft und erhabene Größe.

Etwas gemäßigter ist der wunderbare Einstieg in "Something Whispered Follow Me", in dem Emppu Vuorinen mit klagenden Leads eine düstere Stimmung verbreitet, die sich im Laufe des Songs wandelt. Der leicht vertrackte Rhythmus steht der hypnotisch wirkenden Nummer ausgezeichnet.

Im einnehmenden "Spider Silk" erwartet den Hörer erneut ein treibender Midtempo-Rhythmus samt packender Vocals. Der Songtitel kommt nicht von ungefähr, denn besonders die atemberaubenden "spin away"-Passagen spinnen den Hörer in Windeseile ein und lassen ihn nicht mehr los.

Das auf Troy Donockley zugeschnittene "Hiraeth" beginnt als leicht düstere, zurückhaltende Lagerfeuer-Ballade, bis es in einem flotten, tanzbaren Rhythmus mit folkigem Anstrich gipfelt. Das etwas sperrige "The Weave" mit seinen stoischen Riffs vor donnernden Drums und einer unfassbaren Gesangsleistung von Floor Jansen sowie die opulent orchestrierte Ballade "Lanternlight", die den Schlenker zum eröffnenden Titeltrack macht, runden das neue NIGHTWISH-Album gelungen ab.

"Yesterwynde": Die perfekte Verbindung von Kraft, Gefühl und Bombast

Mit "Yesterwynde" zementieren NIGHTWISH einmal mehr ihren Status als absolute Symphonic-Metal-Macht. Dabei ist das zehnte Studioalbum weit mehr als eine Holopainen- oder Jansen-Show, denn alleine, was Kai Hahto mit seinem unglaublich detailverliebten Drums und Neuzugang Jukka Koskinen mit seinen pumpenden, abwechslungsreichen Bassläufen als Rhythmusfraktion vorlegen, ist ganz, ganz großes Kino!

Opulente Orchestrierungen, epische Erhabenheit, majestätische Melodien – NIGHTWISH zelebrieren das Genre am absoluten Limit, mit einer unheimlichen Perfektion in Sachen Instrumental- und Gesangsleistungen und einer brachialen, transparenten und detaillierten Produktion. Alleine, dass die Orchestral-Version des Albums als eigenständiger Soundtrack zum Träumen funktioniert, spricht Bände. 

Tuomas, Floor, Emppu, Troy, Kai und Jukka – ich verbeuge mich! Mal wieder ...

"Yesterwynde" Trackliste:

Yesterwynde
An Ocean Of Strange Islands
The Antikythera Mechanism
The Day Of...
Perfume Of The Timeless
Sway
The Children Of 'Ata
Something Whispered Follow Me
Spider Silk
Hiraeth
The Weave
Lanternlight

NIGHTWISH Line-up:

Floor Jansen - vocals
Tuomas Holopainen - keyboards
Emppu Vuorinen - guitars
Troy Donockley - uilleann pipes, tin whistle, low whistle, bouzouki, male vocals, guitars
Kai Hahto - drums
Jukka Koskinen - bass

Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...