Nightwish - Imaginaerum Tour Edition (2CD+DVD)

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Bereits vor anderthalb Monaten hat Nuclear Blast eine spezielle Tour Edition von NIGHTWISHs Meisterstück "Imaginaerum" veröffentlicht – dabei ist das Album kein halbes Jahr alt. Eine solche Veröffentlichungspolitik ist zwar nichts neues, für richtige Fans speziell in diesem Fall aber dennoch ärgerlich. Denn neben einer 90-minütigen Bonus-DVD enthält die Tour Edition das komplette Album auch als Orchester-Version, während die reguläre Special Edition eine zusätzliche Instrumental-Version beinhaltete. Und welches Album ist prädestinierter für eine Veröffentlichung als Orchester-Version als das bombastische und opulente "Imaginaerum"?

Leider hat sich Nuclear Blast dazu entschlossen, die "Orchestral Version" nur in diesem Package oder als Doppel-LP anzubieten, die allerdings um die 20 Euro kosten soll. Für ein paar Euro weniger bekommt man aber auch die Tour Edition mit DVD. Ich sträube mich gegen so etwas, aber als ich die Tour Edition vor ein paar Tagen günstig bei Amazon UK gefunden habe und da mich die Orchesterversionen in hohem Maße reizen (bei "Dark Passion Play" gab's ja nur für ausgewählte Songs auch die Orchesterversionen), habe ich mir "Imaginaerum" ein zweites mal bestellt. Fans, die sich das aktuelle NIGHTWISH-Album erst jetzt zulegen und lieber die Orchester- als Instrumentalversionen hören möchten, können natürlich direkt zur Tour Edition greifen. Mir geht es aber eher um die Frage, ob sich der Kauf der Tour Edition auch dann lohnt, wenn man die Instrumentals schon besitzt.

Hier lautet die Antwort: Leider nur bedingt, selbst als Hardcore-Fan. Fangen wir mal beim Artwork der Tour Edition an: Es handelt sich nicht um ein Digipack, sondern hochwertiges und dickes Digibook in einem festen Schuber mit alternativem Coverdesign. Macht äußerlich schon was her, auch das Booklet ist um ein paar zusätzliche Seiten mit Fotos rund um die Proben und Tour ergänzt worden. Die Präsentation ist edler und hochwertiger als die des Digipacks mit den Instrumentalversionen als Bonus. Die Bonus-DVD ist mit einer Spielzeit von 90 Minuten für ein Making Of ordentlich ausgefallen und bietet viele Einblicke und Informationen rund um die Entstehung von "Imaginaerum" sowie die Dreharbeiten zum Film. Sie ist kurzweilig ausgefallen und beleuchtet viele Aspekte der Entstehung, doch öfter als ein mal wird man sie sich vermutlich nicht ansehen. Als Bonus ist der Videoclip zu "Storytime" enthalten.

Über das Album an sich braucht man ja keine Worte mehr zu verlieren, deshalb zu der Orchester-CD: Nach anfänglicher Begeisterung, weil richtiges Filmsoundtrack-Feeling aufkommt und man auf diese Weise Details heraus hört, die man mit Bandbegleitung nicht herausfiltern kann, kommt ein wenig Ernüchterung auf. Zuerst fehlt "I Want My Tears Back", das allerdings nicht groß orchestriert ist. Eine reine Orchesterversion würde also wenig Sinn machen. Zum zweiten sind "Arabesque" und "Imaginaerum" bereits auf dem regulären Album reine Orchesterstücke, bei "Taikatalvi" ist der fehlende Gesang der einzige Unterschied. Auch "Slow, Love, Slow" besteht als Albumversion abgesehen vom Ende hauptsächlich aus Orchester. Ein Drittel des Albums kennt man also bereits in dieser (oder einer sehr ähnlichen) Form. Und so schön es auch ist, dem Orchester zu lauschen: Gerade Songs wie "Last Ride Of The Day" und "Ghost River" leben von der perfekten Verschmelzung von Orchester und symphonischem Metal, so dass in den reinen Orchesterversionen die Durchschlagkraft der Band fehlt – abgesehen vielleicht von einem Track wie "Song Of Myself", der bereits ohne Band sehr bombastisch und final wirkt.

Insbesondere in ruhigen Passagen wird deutlich, dass etwas fehlt und die Orchesterspuren zwar einen großen Teil des Gesamtbildes ausmachen, aber hauptsächlich die Band von enormer Wichtigkeit ist. Aus diesem Grund würde ich die Instrumental-Versionen und damit die normale Limited Edition im Digipack vorziehen.