The Hirsch Effekt - Holon : Agnosie

Aber auch wenn der Wahnsinn zwischen Prog, Scremao, Metal und Chaos genau so anstrengend klingt wie früher, scheinen THE zumindest ein paar ihrer Ecken ein wenig geschliffen – oder sagen wir besser poliert zu haben. Zumindest der Gesang scheint mir ein wenig einfacher ins Ohr zu gehen. Aber man stelle sich bitte nicht zu viel darunter vor. Denn vor allem in den Strophen werden die Gesangslinien wieder gerne so gesetzt, dass es im ersten Monet nahezu unpassend wirkt. Nur wer THE HIRSCH EFFEKT schon mal gehört hat, weiß eben, dass das Trio sich nicht mit „einfach" zufrieden gibt.

So treffen hier DILLINGER ESCAPE PLAN auf IWRESTLEDABEARONCE und NAME auf DIORAMIC und FOR THE IMPERIUM etc. Ach ja, ProgRock (in Form von Gitarrensoli) gibt es natürlich auch. Aber das reicht den Hirschen ja nicht. Deswegen gibt es (wie bereits in ihrer Vergangenheit) auch Bläser zu hören – die sich allerdings sehr gut ins Gesamtbild fügen. Wobei das Gesamtbild manchmal so chaotisch ist, dass es so oder so schwer ist, etwas zu finden, was nicht theoretisch reinpassen würde ...

Wenn mich so was in der Vergangenheit sehr angemacht hat, muss ich jetzt doch feststellen, dass die eine oder andere Kracheskapade nicht zwangsläufig für den jeweiligen Song wichtig gewesen wäre. Manchmal ist es schon ein wenig Masturbation am Instrument.
Auf der anderen Seite ist das neue Album so dermaßen dynamisch geworden, dass man ihnen Vieles verzeiht. Auch wenn die ruhigen und getragenen Songs (Hauptaugenmerk: Klavier) ein wenig sperrig und seltsam anmuten, fügen sie sich doch wunderbar zu einem Gesamtkontext zusammen, der diese Band qualitativ am oberen Rand ihrer Genrekollegen zeigt.

Ok, deutsche Sprache ist nicht für jeden etwas, aber das hier ist eh keine „Wohlfühlmusik für zwischendurch". Das Album schreit einfach nach Kopfhörern und Zeit. Wie zu erwarten: THE HIRSCH EFFEKT passen in keine Schubladen, sind nicht einfach, dafür aber ungemein lohnenswert.