Geschrieben von Nadine Montag, 10 Juni 2013 15:19
Rock Am Ring 2013 - Der Festivalbericht mit großer Bildergalerie
Rock Am Ring 2013 – du warst super! Drei Tage Dauerfeuer! und der Wettergott steuerte mal wieder alles bei, was er im Reportoire hatte: Prallen Sonnenschein, Regen und neuerdings sogar Rock im Nebel. 85.000 Fans haben alles gegeben und wie immer friedlich das größte Musikfestival in Deutschland gefeiert. Es lief sogar so gut, dass Marek Lieberberg im nächsten Jahr wieder auf vier Tage verlängern will.
Erster Tag
Die Wettervorhersage meinte es gnädig mit den Ringrockern und gab drei Tage Sonnenschein an. Als wir am Freitag gen Nürburg losfuhren, war entsprechend grandioses Wetter. Mit der neuen Platte von BOYSETSFIRE und „Muffensausen" von den BEATSTEAKS im Autoradio war die Stimmung entsprechend gut. Auch die Anreise verlief reibungslos, kein Stau und aufgrund der routinierten Organisation lief auch alles Weitere zügig. Nach dem „Zeltaufbau", der tatsächlich kaum länger als zwei Minuten dauerte (endlich hält die Werbung mal, was sie verspricht!), ging es auch schon auf zum Festivalgelände, genauer auf die Alternastage.
Dort rockte die erste Band des Tages LOVE AND DEATH. Schon aus weiter Entfernung kam mir der Sänger extrem bekannt vor und der Sound klang verdächtig nach KORN, aber natürlich in der Basisversion. Tatsächlich stand Brian „Head" Welch am Mikro. Ich bin noch immer hin- und hergerissen und kann nicht nachvollziehen, was er sich dabei denkt. Vom Aussehen mal ganz abgesehen, waren auch seine Bewegungen denen von Jonathan Davis dermaßen „angeglichen", dass es schon echt peinlich war.
Nach kurzer Umbaupause standen dann auch THE GHOST INSIDE auf der Alternatstage. Die Melodic Hardcore Band aus Los Angeles durfte sich wie daheim gefühlt haben, denn die Sonne brannte gnadenlos auf die Ringrocker. Es war nicht nötig, zu Pits aufzufordern, denn auch so wurde schon ordentlich Staub aufgewirbelt. Jonathan Vigil fegte agil über die Bühne, wenn ich auch den Eindruck hatte, dass noch mehr gegangen wäre. Ein würdiger Auftritt, der schon die ersten Karatetänzer anlockte und auch diejenigen, die einfach merkten, dass man sich hier ordentlich spaßig rumstoßen kann. THE GHOST INSIDE spielten einen soliden Gig, der leider viel zu kurz war.
ASKING ALEXANDRIA hatten keinerlei Probleme damit, die angeheizte Menge abzuholen. Im Vorfeld habe ich die Band aus England immer als „billige Kopie von ENTER SHIKARI" wahrgenommen. Da habe ich mich aber gehörig geschnitten, denn ASKING ALEXANDRIA rissen mit „Welcome" und „Closure" schon einiges ab. Der vielfältige Sound war überzeugend und die Spielfreude von ASKING ALEXANDRIA extrem ansteckend. Sänger Danny Worsnop gab ordentlich Fersengeld und animierte die Massen, auch wenn es nicht nötig gewesen wäre. Auch wer die Songs nicht kannte, ging in der prallen Sonne zu den Songs ab. Somit hatte ich schon ganz früh meine erste Überraschung und Entdeckung auf dem Festival.
Mit BRING ME THE HORIZON kam dann die erste Band, die ich unbedingt sehen wollte. Mit „Sempiternal" hat mich die Band echt umgehauen, ein Hammeralbum und für eine Band in diesem Stadium und Alter eine beeindruckende Leistung. Die fünf Herren aus Sheffield kamen ganz gemächlich auf die Bühne, ohne großen Knalleffekt ging es dann aber richtig brachial mit „Shadow Moses" los. Auch ohne Aufforderung tobte der Ring los, viele Fans hatten natürlich auf BRING ME THE HORIZON gewartet. Randalekasper Olli Sykes forderte trotzdem ständig zu Wall Of Death und Moshpits auf, grinste, wenn es richtig derbe knallte und schrie sich die Seele aus dem Leib. Es gab keinen Unterschied, ob BRING ME THE HORIZON alte oder neue Stücke raushauten. Innerhalb von 30 Minuten wurde die Alternastage zum ersten Mal so richtig abgerissen und die ersten großen Pits gestartet. Bei den ersten Tönen des letzten Stückes" Antivist" hieß es spurten, denn wir wollten auf jeden Fall noch einen Teil von IMAGINE DRAGONS mitkriegen.
Auf der Clubstage war übrigens gerade MC FITTI, der mit seinem Fun Hip-Hop richtig gut anzukommen schien. Einige tanzten zu seinen einfachen Texten und die Stimmung war (im Vorbeigehen) richtig gut. Ist jetzt auch nicht gerade der tighteste Rapper auf dem Planeten, aber für die Stage und die Uhrzeit war er gut geeignet, da leicht zu konsumieren.
IMAGINE DRAGONS sind hier in Deutschland seit ihrem Song „Radioactive" richtig im Kommen und so war klar, dass die Indie Rocker aus Las Vegas sicherlich ganz besonders motiviert über die Centerstage hüpfen würden. Genau so war es auch! „On Top Of The World" brachte trotz glühender Hitze dermaßen Stimmung auf den Ring, dass man schon fast dachte, ein Hauptact spielt. Dan Reynolds glänzte mit schöner Frisur, was ihm eine Menge „Du hast die Haare schön"- Sprechchöre einbrachte, mit denen er überhaupt nichts anfangen konnte. Als IMAGINE DRAGONS dann letztendlich ihren Hit „Radioactive" auspackten, war kein Halten mehr. Nach einem besonderen Trommelintro (mit gerade frisch geheilter gebrochener Hand!) gab es zum ersten Mal die typischen „Rock am Ring Gänsehautmomente", der ganze verdammte Ring sang den Song mit. Dan war dermaßen überwältigt, dass er sich gleich ins Publikum schmiss. IMAGINE DRAGONS werden wir auf dem Ring ganz sicher wiedersehen und ganz sicher auch zu späterer Stunde.
Danach gingen wir kurz ins Media Center, denn dort fand eine Pressekonferenz von 30 SECONDS TO MARS statt. Auch wenn die Band gar nicht meinen Geschmack trifft, so war ich doch gespannt, was Jared Leto und Co. zu erzählen haben würden. Neben den Pressevertretern hatten auch einige Fans die Chance erhalten, Fragen zu stellen. Diese bezogen sich zum größten Teil auf das aktuelle Album „Love Lust Faith + Dreams" und auf die Stimmung der einzelnen Songs. 30 SECONDS TO MARS waren sehr sympathisch und beantworteten jede Frage mit einem kleinen Scherz und sehr charmant. Allerdings konnten wir uns dort dann doch nicht so lange aufhalten, da auf der Alternastage die erste richtige Metalband an den Start ging:
AMON AMARTH aus Schweden, zum ersten Mal bei Rock am Ring! Was für ein Fest, mit „War Of The Gods" stürmten die Kanten die Bühne und trafen auf begeisterte Massen. AMON AMARTH hatten nicht nur ihr Wikingerschiff und einen Haufen Hits im Gepäck, sondern auch eine Menge Pyros. Johann Hegg hatte richtig gute Laune und grinste bei jedem Song von einem Ohr zum anderen, da er sich über die Fanreaktionen freute. Natürlich ließen es sich AMON AMARTH nicht nehmen, auch „Deceiver Of The Gods" vom kommenden Album zu spielen, welches ebenfalls bedingungslos abgefeierte wurde.
AMON AMARTH unterbrachen erfolgreich den Lauf der Corebands auf der Alternastage und gaben ordentlich was für die Nacken. Noch dazu kann man erwähnen, dass AMON AMARTH die erste Bands mit richtig geiler Show waren. Es gab nämlich nicht nur schnöde Feuerfontänen, sondern auch Feuerregen von oben, richtig klasse. Leider war der Auftritt viel zu kurz und AMON AMARTH hatten auch etwas länger für den Aufbau gebraucht, so dass nach knappen 40 Minuten schon Schluss war, finanlisiert von „Guardians Of Asgaard". Ich bin mir aber sicher, dass wir auch diese Band auf dem Ring wiedersehen werden und wer sie jetzt verpasst hat, der kann die frisch bestätigte Tour besuchen.
Setlist AMON AMARTH
War of the Gods
The Pursuit of Vikings
Destroyer of the Universe
Live for the Kill
Deceiver of the Gods
Death in Fire
Twilight of the Thunder God
Guardians of Asgaard
Der beste Beweis für den Kontrast auf Rock am Ring ist wohl, dass es danach zu CRO ging. Ja zu CRO, ich wollte unbedingt sehen, wie das Publikum auf den Pandamaskenträger reagiert, da es im Vorfeld im Internet (wo sonst?) richtig zu Sache ging. Wie furchtbar es doch sei, dass der Rapper auf der Centerstage auftreten darf und außerdem sei Hip-Hop kein Rock. Die tausende Fans auf dem Platz vor der Centerstage sahen das aber anscheinend anders, denn CRO wurde ohne Ende abgefeiert. Man kann eben auch nicht drei Tage lang nur harten Rock hören und ist mal froh über etwas leichtere Kost. Zur Musik von CRO kann (und muss!) ich sagen, dass ich schon weitaus bessere Rapper gehört habe und es schade finde, dass er sehr viel mit Samples arbeitet. Allerdings muss man neidlos anerkennen, dass die Show an sich sehr gut war und er für ordentlich Stimmung gesorgt hat. Auch solche Acts haben einen wichtigen Anteil am Erfolg von Rock am Ring.
Wer zum Bespiel mal guten Hip-Hop hören will, der hört in die (alten) Platten von FETTES BROT. Die drei Klappspaten aus Hamburg sind wahrer Kult und von daher ließ ich es mir auch nicht nehmen, trotz Gier und Vorfreude auf LIMP BIZKIT zumindest die ersten zwei Songs anzuhören. Die Wartezeit auf die Brote vertrieben sich die Fans mit Sprechchören zu DIE ÄRZTE.
Wahnsinn, was das Trio aus Berlin für Stimmung in die Bude bringt, selbst ohne anwesend zu sein. König Boris, Doktor Renz und Schiffmeister hatten nicht nur das beste Backdrop des Tages, sondern kamen auch noch mit kultigen Mofas auf die Bühne gebrettert. Dass sie bei ihrer Mega- Diskografie gerade mit meinem Lieblingssong „Da Draußen" starteten, war Riesenglück. Schon beim ersten Lied köpfte König Boris eine Dose Faxe und auch sonst versprühten die Brote eine Menge Spielfreude, kein Wunder bei Zeilen wie „...unsere Fans sind die Größten, die Schönsten, die Schlausten....". Leider hatten Fat Bread aber mit Verzögerung angefangen, so dass ich im zweiten Song rüber zur Alternastage düsen musste. Zum ersten Mal verfluchte ich die Genrevielfalt, denn FETTES BROT hätte ich auch sehr gerne bis zum Ende geschaut. Passenderweise verabschiedeten mich die drei Herren mit „...schieb es auf die Brote..." – gut, schiebe ich hiermit auf FETTES BROT.
Gerade pünktlich kam ich zu meiner Band des Tages. LIMP BIZKIT auf der Alternastage. Fred Durst hatte sich einen schicken Vollbart stehen lassen, von dem ich dachte, er sei ganz sicherlich angeklebt und auch der alte Kostümfreak Wes Borland hatte sich wieder in ein schickes Outfit geworfen. Er sah ein stückweit gruselig aus, komplett in Schwarz gekleidet und leuchtende Glitzersteine im Gesicht.
Mit „Rollin" ging die Party los und LIMP BIZKIT hatten das Publikum sofort auf ihrer Seite. Ganz gleich, ob die Band beim letzten Besuch auf dem Ring noch die Centerstage beackert hatte, Stimmung ist auch vor der Alternastage möglich. Viele Die-Hard Fans waren anwesend und feierten sich zurück in die gute alte Zeit. LIMP BIKZIT ließen „Golden Cobra" komplett aus der Setlist raus und spielten nur Klassiker und einige Cover. Wes „Glööckler" Borland spielte erst einige bekannte Riffs von METALLICA an, allerdings mündete das dann in eine wahre Zeitreise zurück zu NIRVANAs „Smells Like Teen Spirit" und in ein Cover von RAGE AGAINST THE MACHINEs „Killing In The Name Of". Was für ein Brett, der Ring hüpfte zu kultiger Neunziger Mucke, für die Uhrzeit war das genau die richtige Wahl!
Fred Durst war sehr kommunikativ, klatschte Fans aus der ersten Reihe ab und sprang bei „Eat You Alive" in die Menge. Gänsehautchöre gab es bei „Behind Blue Eyes", einem Song, den ich eigentlich nicht mag. Aber wenn mehrere Tausende das Lied mitsingen, lasse ich mich gerne überzeugen. Einige weibliche Fans durften ebenfalls ins Mikro brüllen. Als der grandiose Auftritt mit „Break Stuff" zu Ende ging, war ich richtig enttäuscht, von mir aus hätten LIMP BIZKIT noch eine Stunde weiterspielen können. Wer beim folgenden Video von "Take A Look Around" ganz genau hinschaut, sieht Olli Sykes von BRING ME THE HORIZON an der Seite mitgehen...
Mittlerweile machten sich schon einige auf den Heimweg, der erste Tag war auch wirklich richtig anstrengend gewesen, besonders wegen der Hitze. Für mich allerdings kein Grund, KORN zu verpassen! KORN wussten um ihre Schwächen bezüglich der Spielzeit (0:30 Uhr zu starten ist kein Segen) und starteten mit „Blind", eigentlich ihr Rausschmeißer. Die Alternastage, die natürlich trotzdem komplett voll war, nahm die Schnellzündung gerne an und ließ sich anstecken von Jonathan Davis und Co. Brian „Head" Welch war auch mit am Start, was mir persönlich jetzt gar nicht so sonderlich positiv aufgefallen ist. Er war eben da... Richtig Spaß in den Backen hatte allerdings Fieldy, mit Dauergrinsen fegte er über die Bühne und suchte ständig den Blickkontakt zu seinen Bandkollegen. Auch Jonathan sah wieder deutlich fitter aus und gab für den Ring alles.
KORN konzentrierten sich ebenfalls eher auf älteres Material, „Narcissistic Cannibal" und "Get Up" waren die einzigen Songs vom aktuellen Album. Alle die mit „Path Of Totality" nicht zufrieden sind, können sich auf das neue Album freuen. Das ist nämlich bereits fertig und soll im September veröffentlicht werden. Egal wie groß meine Liebe zu KORN ist, der Auftritt war einfach zu spät und konnte somit nicht wirklich genossen werden. LIMP BIZKIT hatten außerdem einiges vorgelegt. Trotzdem ist KORN immer eine Bereicherung für Rock am Ring, aber beim nächsten Mal bitte wieder früher.
Fazit des ersten Tages: Die Ringrocker sind die Derbsten, geben bei glühender Hitze alles. LIMP BIZKIT war die Band des Tages, perfekter Auftritt mit toller Setlist, schöner Lichtshow und einer tollen Zeitreise. IMAGINE DRAGONS zauberten mit „Radioactive" den schönsten Gänsehautmoment.
Zweiter Tag
Die Nacht war kurz und laut, doch was soll's – wir sind bei Rock am Ring! Die erste Band des Tages war HACKTIVIST (was für eine Name...). Meine Fresse, die Band kommt nicht nur aus England wie ENTER SHIKARI, sondern steht diesen in Sachen Aktivität auf der Bühne auch in nichts nach. Der Platz vor der Centerstage war schon sehr gut gefüllt. Schon kurz nach Einlass strömten die Fans zu den ersten Reihen, immerhin standen für Samstag noch einige Topacts an. Egal ob „Unlike Us" oder „Elevate", jeder Song zündete und brachte die Massen ordentlich in Fahrt. Auf der Bühne war nicht weniger Aktion, ein wildes Springen und Hin- und Hergerenne, die Jungspunde wirbelten über die Bühne und steckten mächtig an mit ihrer Mischung aus Rap, Hardcore, Djent und Core. Besonders der Bassist fiel mir auf, was für ein Wahnsinnstyp. Er verschmolz förmlich mit seinem Instrument und begleitete jeden Ton mit entsprechendem Körperzucken. Tolle, motivierte Band, für diesen Slot perfekt, weil meagansteckend und aufputschend.
Die nächsten auf dem Plan waren PAPA ROACH und die wissen mal so richtig, wie live geht. Leider war Jacoby nicht so gut bei Stimme, wie auf der gerade veröffentlichten Tour Edition von „The Collection", was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. PAPA ROACH verausgabten sich total und die Fans dankten es ihnen mit lauten Sprechchören und Pits ohne Ende. PAPA ROACH trafen genau den Nerv und heizten der Menge ordentlich ein. Es gab eine bunt gemischte Setlist aus alten und neuen Hits, die alle gleichermaßen zündeten. Spätestens bei „Getting Away With Murder" sprang der komplette Ring im Takt, besser geht es kaum. Jacoby sprang schon beim zweiten Song „Blood Brothers" in die Menge und man merkte deutlich, dass ihm wirklich richtig viel daran gelegen war, die Show zu rocken.
Die Stimmung konnte nur noch getoppt werden, als PAPA ROACH den Knaller „Last Resort" zündeten. Leider hatte sich der Himmel zugezogen, das Dach wurde wegen Gewitterwarnung geräumt und auch auf dem Platz brachten sich einige in Sicherheit. Allerdings hielt das kaum einen Besucher davon ab, sich spätestens dann nochmals der Bühne zuzuwenden und einfach mitzugrölen.
Der Regen war erbarmunglos und brachte kurz etwas Chaos auf den Ring. Nochmals ein Riesenlob an die Verantwortlichen, Mitarbeiter und auch Besucher von Rock am Ring. Alles lief diszipliniert ab und die Masse war definitiv unter Kontrolle, auch wenn jeder wild in irgendeine Richtung zu rennen schien, als der Regen losprasselte. Richtig ärgerlich war das für AIRBOURNE, eine Band, die ich unbedingt sehen und fotografieren wollte. Allerdings dauerte der Umweg zum Media Center und somit Fotograben so lange, dass es nicht mehr gereicht hat.
Trotzdem war der Auftritt von AIRBOURNE der Hammer, die waren nämlich richtig „Ready To Rock", genauso wie die zahlreichen Fans, die eisern vor der Centerstage ausharrten. Niemand, der die Australier mal live gesehen hat, kann ihnen „Metal vom Reißbrett" vorwerfen, AIRBOURNE meinen es verdammt ernst und gaben eine Klasseshow, unter anderem mit schwarzen AIRBOURNE-Wasserbällen. Der Auftritt war viel zu kurz und AIRBOURNE sollten beim nächsten Mal definitiv einige Plätze später und länger spielen! Sänger Joel O'Keeffe schloss mit den Worten „solange ihr rockt und wir rocken, solange wird Rock niemals sterben!". Tolle Band, besonders live ein Genuss und glücklicherweise auch bald auf Tour in Deutschland!
Danach hatten THE BOSS HOSS das Vergnügen. Mir ist diese Band und deren Erfolg ein Rätsel, so dass ich mich durch die Essens- und Getränkestände schob. Auf dem Gelände selbst waren einige am Tanzen und die Masse scheint THE BOSS HOSS wohl doch ganz gut zu finden. Allein die Tatsache, dass THE BOSS HOSS mit den Fans größtenteils Englisch sprechen, finde ich sehr affig und mit der Musik (einfach alles auf Country machen, oder?) kann ich auch überhaupt nichts anfangen. Nach THE BOSS HOSS trat allerdings in der Umbaupause das Jägermeister Ensemble auf. Die fand ich besser...
Die nächste Band war wieder richtig kultig: STONE SOUR! Wirbelwind Corey Taylor stürmte mit „Gone Sovereign" die Centerstage und gab von Anfang bis Ende absolut Vollgas. Wie ein Derwisch raste er über die Bühne und befriedigte damit die zahlreichen STONE SOUR-Fans in den ersten Reihen. Bei „Absolut Zero" stürmte der selbsternannte „Mittelfinger der Nation" zu den Fotografen und zeigte mal lustig den Stinkefinger. Er schlug einen kurzen Haken und klatschte die Fans ab, STONE SOUR wollten es auf jeden Fall wissen. Ständig hetzte Corey die Fans auf, doch noch lauter und noch krasser zu schreien oder mitzusingen. Natürlich gab es auch was von den neuen Alben, „Do Me A Favour" wurde ebenso dankend angenommen wie der Klassiker „Through Glass". Auch STONE SOUR hätten noch etwas länger spielen können und als dann mit „30/30-150" leider Schluss war, machte sich etwas Wehmut breit.
Als nächstes standen VOLBEAT auf dem Plan und was soll ich sagen – ich mag sie nicht sonderlich und kann mich für deren Musik nicht wirklich begeistern. Die aktuellen Meinungen über deren neues Album und diverse Kommerzvorwürfe überraschen mich nicht, ich finde, für VOLBEAT ging es einfach zu schnell nach oben. Einige Songs sind super, aber die Band wurde einem ja richtiggehend aufgedrängt. Jedenfalls entschied ich mich gegen VOLBEAT und für KATE NASH.
Auf dem Weg zur Clubstage war ich allerdings kurz unschlüssig, denn praktisch alle stürmten Richtung VOLBEAT. Was dann auf der Clubstage abging, war für mich wie Weihnachten, Neujahr und Geburtstag an einem Tag! Statt KATE NASH kam nämlich ganz überraschend eine meiner absoluten Lieblingsbands, die BEATSTEAKS auf die Bühne und spielte ihr erstes und einziges Konzert in 2013.
Schon beim Soundcheck wunderte ich mich, dass mit „Cheap Comments" der Bass gestimmt wurde. Und warum hat KATE NASH einen Raben auf der Bühne und der Typ da hinten sieht doch aus wie Peter Baumann, oder? Die Reaktion der Anwesenden waren entsprechend, absoluter Alarm vor und Dauergrinsen auf der Bühne. Knappe dreißig Minuten lang rissen die Berliner die Clubstage ab, wie es eben ihre Art ist. Schönes Kontrastprogramm, ein wahrer Augenschmaus, die zahlreichen surfenden Fans zu sehen und lauten Chöre zu hören. PAPA ROACH-Sänger Jacoby bewies übrigens auch Geschmack und war ebenfalls anwesend. Einige VIPs hatten sicherlich schon vorher gewusst, dass die BEATSTEAKS spielen und tummelten sich in der kleinen Menge.
Vollkommen geflasht ging es danach zurück zur Centerstage, um noch den Rest von VOLBEAT mitzukriegen. Die Anwesenden gingen komplett steil zum Sound der Dänen, wie am Fließband kamen die Crowdsurfer nach vorne, es gab riesige Rennkreise und zahlreiche Moshpits. VOLBEAT haben an diesem Abend, soweit ich das beurteilen kann, ein tolles Konzert gespielt und die Berechtigung für ihre Headlinerposition definitiv untermauert. Kann man das noch toppen!?
Ja, man kann. THE PRODIGY rockten den Ring dermaßen platt, wie ich es bei Rock am Ring noch niemals gesehen habe. Komplett einmal durch alle Alben knallten und bumsten PRODIGY den Ring dermaßen nieder, dass man es kaum fassen konnte. Die Anziehungskraft von dicken Beats scheint seit den Neunzigern nicht nachgelassen zu haben, denn die Menge startete große Ringkreise, dass einem von oben nur die Kinnlade runterfiel. Noch dazu zeigten PRODIGY mal, was eigentlich in der Lichtanlage drinsteckt und zogen eine unvergleichliche Show ab. Ich habe die Band schon mehrfach live gesehen, aber niemals mit einer derartigen Durchschlagskraft!
PRODIGY waren mit Abstand die fetteste Band an diesem Tag und das, ohne „wirklichen Rock" zu spielen. Die Kritiker des vielfältigen Line Ups sollten ihre Argumentation nochmals überdenken. PRODIGY rockten derbe und schlossen das Set mit dem alten Klassiker (nein, nicht „Out Of Space", wie es einige posteten) „Hyperspeed (g-force Part 2)". Als die Platte damals rauskam, war dies eines meiner Highlights. Dass sich THE PRODIGY dafür entschieden haben, dieses eher ältere Schätzchen auszugraben, grenzt schon fast an ein Wunder!
Fazit des zweiten Tages: THE PRODIGY sind die fetteste Rockband überhaupt und STONE SOUR haben den coolsten Fronter.
Dritter Tag
Die Kälte hing uns in den Knochen und der Ring zeigte sich mal wieder von seiner regnerischen Seite, noch dazu gesellte sich eine fiese Nebelsuppe, so dass wir zur Abwechslung mal Rock im Nebel hatten. Großer Respekt vor den eisenharten Leuten, die schon um 14 Uhr vor der Centerstage standen, um ALL TIME LOW zu begrüßen. Festivalrocker sind wirklich nicht kleinzukriegen. ALL TIME LOW, groß angekündigt als Supportband von GREEN DAY und SIMPLE PLAN (wen interessiert das?) fand ich auf Platte ganz furchtbar, aber am dritten Festivaltag wurden die Pop Punker mit vielen Schildchen empfangen und zeigten sich sehr sympathisch, wenn auch etwas großmäulig. Wer denn heute schon einen Blow Job hatte? Ich denke, einige der Anwesenden hatten noch nie einen... Besonders Alex von ALL TIME LOW wurde mit zahlreichen „I Love You Alex"- Schildern empfangen. Wenn mir die Musik auch nicht gefällt, ALL TIME LOW machten die müden Geister munter und brachten Stimmung auf den Platz.
Die folgenden ROYAL REPUBLIC aus Schweden waren mir bis dahin unbekannt. Ein großer Fehler, denn die Band rockte ordentlich und war extrem angenehm. Da ich ihn gerade am Vortag gehört habe, würde ich Arnim von den BEATSTEAKS mal empfehlen, mit ROYAL REPUBLIC Kontakt aufzunehmen, die beiden Sänger klingen fast identisch und könnte sich gegenseitig aushelfen! ROYAL REPUBLIC boten erdigen Rock und gingen ordentlich ab. Sie sind eine dieser Bands, bei denen man schon zuhört, weil sie so selbstbewusst und ansteckend über die Bühne fegen. Die Fans schienen das ähnlich zu sehen und applaudierten den Schweden. Endlich konnte auch wieder gemosht werden und ordentlich ging es via Crowdsurfing ab nach vorne.
Da das Wetter immer schlimmer wurde, knappe 10 Grad (!), ging auch die Stimmung entsprechend runter und die folgenden Punk Rock Urgesteine BAD RELIGION hatten es wahrlich nicht leicht. Noch dazu sind BAD RELIGION nicht so die Showtypen. Ich hatte den Eindruck, dass viele junge Fans mit der Musik nichts anfangen konnten und hauptsächlich die Älteren die Band abfeierten. Ich hatte am meisten Spaß dabei, Brooks Wackerman zu beobachten. Ein Tier hinter den Drums, anscheinend von TENACIOUS D. wieder freigestellt. Der Gig war solide, bei Hits wie „Fuck You", „American Jesus" und „Punk Rock Song" war die Stimmung auch besser, allerdings wurde der Knaller zu früh gezündet. Ich habe BAD RELIGION schon besser gesehen. Die Band selbst schien allerdings Spaß zu haben, besonders Bassist Jay Bentley gab sich ordentlich die Kante. Ansonsten war die Bewegung auf der Bühne eher mau.
Die folgende Band hatte ich gar nicht auf meinem Zettel, muss aber zugeben: SIMPLE PLAN haben die Menge wieder aufgeweckt und endlich wieder für gute Stimmung gesorgt. Die Pop Punker wussten genau, wie man mit dem Publikum agiert und sorgten für riesige Moshpits und mächtig Bewegung in der Menge. Besonders clever war ihr poppiges Medley aus „Move Like Jagger" und „I'm Sexy And I Know It". Auf dem kompletten Gelände standen vereinzelt Grüppchen, die die Band ordentlich abfeierten. Würde ich mir niemals daheim anhören, aber in der Menge funktioniert deren Musik richtig gut.
Die nächste Band auf meinem Plan waren KRAFTKLUB, mit K bitte! Ich habe die Band schon live gesehen und in guter Erinnerung behalten. Allerdings bin ich der Meinung, dass es auch für diese Band zu schnell nach oben ging, da meine erste Begegnung erst zwei Jahre her ist (im Vorprogramm der BEATSTEAKS) und sie nun zur besten Zeit auf der Centerstage zu sehen, fand ich etwas übertrieben. KRAFTKLUB ließen sich nicht lumpen und hatten beeindruckende Bühnendeko mitgebracht. So ein richtiger Triumphzug war es nicht, aber KRAFTKLUB wurden ganz gut angenommen. Bei besserem Wetter hätten die Chemnitzer sicherlich bedeutend mehr gerissen. Allerdings standen schon einige wirklich stundenlang im Regen und der eisigen Kälte. Für uns war auch nach KRAFTKLUB Schluss und Zeit, sich auf den Heimweg zu machen.
Fazit des dritten Tages: Regenwetter ist schlimm, aber das sind die Ringrocker schon gewohnt – viel schlimmer ist Kälte. ROYAL REPUBLIC haben die Centerstage ordentlich gerockt und SIMPLE PLAN überraschenderweise überzeugt.
Rock am Ring ist und bleibt das bedeutendste und beste Musikfestival in Deutschland. Allen Kommerzvorwürfen zum Trotz war es wieder eine Megaparty, die ordentlich Spaß gemacht hat. Ein dickes Lob an die Organisation auf dem Platz, hinter den Bühnen und auch an die Leute, die irgendwelche Eingänge kontrollierten (teilweise mehrere Kilometer vom Geschehen entfernt) und die alle trotzdem durchweg sehr freundlich waren und immer ein Lächeln auf den Lippen hatten! Außerdem sind die Ringrocker die Besten: Was die Menschen hier aushalten und vor den Bühnen abreißen, ist schier unglaublich. Um es mal mit den Worten von BELA B. zu sagen. „Rock am Ring people are all motherfuckers, but I love them". Nächstes Jahr bin ich wieder dabei!
Alle Fotos © Nadine Schmidt / BurnYourEars Webzine
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