13.03. - Wesentlich weniger passend fing der Abend um zwanzig vor neun mit den Hamburger Electro/Gothic-„Rockern“ von ON THE FLOOR an. Es gab viel Playback oder Samples vom Band, da die Band komplett ohne Drummer oder Keyboarder performte. Optisch wirkte die permanent in Nebelschwaden eingehüllte Band dann auch noch total steif – außer Sänger Helge Zielenski gewegte sich da gar nichts, und Bassist Dennis Lindner trug während des kompletten Sets eine Sonnenbrille. Allerdings gab es hier und da im Publikum Leute, die anscheinend die Signale des etwas gewöhnungsbedürftig gestikulierenden Sängers empfangen zu haben schienen, denn sie malten ebenfalls merkwürdige Zeichen in die Luft und waren komplett in ihrem Element. Der Stimmung tat der schleppende, dumpfe Gothic-Rock auch absolut keinen Abbruch. Besonders für vielen weiblichen uniformierten DEATHSTARS Fans gab es während des ON THE FLOOR Auftritts bereits ein paar Adrenalinschübe, als sich einige ihrer Lieblinge am Bühnenrand zeigten.
Als dann während der Umbauphase auch noch das DEATHSTARS Banner hochgezogen wurde, gab es kein Halten mehr, und die Mädels kreischten los. Um halb zehn stürmten dann auch ihre Lieblinge mit Night Electric Night die jetzt in lila Nebel eingehüllte Bühne. Auch die DEATHSTARS haben keinen Keyboarder und setzten einige Samples ein, die von Schlagzeuger Bone W Machine gesteuert wurden, der das Timing wirklich super hinbekam und einen tollen Job machte.
Leider ließ der Sound ein wenig zu Wünschen übrig – was laut Aussagen meiner Freundin beim Konzert in Bochum eine Woche zuvor aber wesentlich schlimmer gewesen sein soll. Die tolle Show der DEATHSTARS tröstete aber über den schlechten Sound hinweg – was besonders Sänger Whiplasher Bernadotte anzurechnen war. Seine divenhafte Art mit den oft obszönen Sprüchen ist sehr unterhaltsam – allerdings spaltete sie die Menge, denn besonders die Jungs im Publikum waren teils etwas peinlich berührt, und als der Sänger sich gegen Ende der Show dann auch seine verschwitzte Uniform auszog und nur noch in extrem tiefer Hüfthose da stand, begaben sich einige der Herren lieber an den Biertresen.
Die DEATHSTARS wollen auffallen und provozieren, und so gab es während der Show mit „Hail Satan“-Grüßen und Andeutungen auf den eher dunkleren Part der deutschen Geschichte auch einige fragwürdige Momente, die man aber sicherlich nicht überbewerten sollte. Abgefeiert wurden besonders die beiden Hits Cyanide und Blitzkrieg, und es gab regelmäßig Lobesreden an den zweiten Headliner SONIC SYNDICATE mit beispielsweise Phrasen wie „Are you struck by the Death Syndicate?!“. Irgendwie „in“ zu sein schien es an diesem Abend, bestimmte Songs anzuküdigen, um dann aber doch einen komplett anderen zu spielen. Bei den DEATHSTARS wurde Babylon angekündigt (jedenfalls von der Ansprache her) - es kam dann aber Tongues und bei SONIC wurde Red Eyed Friend statt dem angesagten Enclave gespielt. Nach einer Stunde und der aktuellen Single Death Dies Hard und einer Flasche Wein fürs Publikum war es dann vorerst vorbei mit dem Deathglam für diesen Abend.
Kurz vor elf gab es mit JEFFERSON STARSHIPS „We built this city“ das Intro zur SONIC SYNDICATE Show. Kurz darauf sprangen die Jungspunde auch schon auf die Bühne – alle infiziert vom DEATHSTARS Virus, denn die komplette Band kam salutierend in russischen Uniformen, weiß mit viel Glitzer geschminkt auf dieselbige. Sichtlich gut drauf und voller Spielenergie legten SONIC mit Encaged los. Da ich die Schweden schon häufig live erleben durfte und teils von der zu einstudiert und aufgesetzt wirkenden Show enttäuscht war, ging ich auch diesmal eher skeptisch an die Sache heran, aber es hat sich gelohnt, ihnen noch eine Chance zu geben, denn SONIC lieferten eine energiegeladene Show mit tollem Sound und kamen diesmal ohne die teilweise etwas peinlichen Ansagen durch die beiden Sänger Roland Johansson und Richard Sjunesson aus.
Der Funke sprang absolut über und das Publikum war erstaunlich textsicher – besonders bei Hits wie Denied oder dem darauffolgendem Aftermath. Als die Bandmitglieder nach und nach die stickigen Uniformen öffneten, offenbarten alle nochmals ihre Hingabe zu den Glamrockern, denn jeder trug ein DEATHSTARS Shirt. Die DEATHSTARS ließen es sich auch nicht nehmen und stürmten während des ruhigeren Contradiction – bereits leicht angeheitert und mit nackten Oberkörpern – die Bühne. Die Stimmung war auf dem absoluten Höhepunkt, was Sänger Richard dazu veranlasste, in die Menge zu springen und dort ein wenig weiter zu performen. Eine beachtliche Wall of Death gab es dann auch noch, und nach einer guten Stunde beschlossen SONIC diesen tollen Abend mit Blue Eyed Friend als Zugabe.
Mich hat dieser Abend total überzeugt und ich werde auch bei den nächsten Konzerten von SONIC und den DEATHSTARS wieder dabei sein.
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Fotos (c) by Jana / BurnYourEars