Geschrieben von Dienstag, 13 Oktober 2009 09:37

Dream Theater, Opeth, Bigelf & Unexpect – Düsseldorf / Philipshalle



Die in Amerika schon länger populäre Progressive Nation-Tour mit DREAM THEATER als Headliner hat es endlich auch nach Europa geschafft. Zwar konnten die ursprünglich geplanten BEARDFISH nicht antreten, neben OPETH durften dafür die eher unbeschriebenen UNEXPECT und der Prog Rock-Geheimtipp BIGELF ran.


Die Philipshalle ist eine angenehm und bequem zu erreichende Location, vor fast genau zwei Jahren waren DREAM THEATER letztens zu Gast – damals mit SYMPHONY X als Vorband. Die Getränkepreise lagen bei stolzen drei Euro bzw. 2,50 Euro für ein 0,3l-Bier oder eine etwas kleiner Cola, das Merchandise war leider wieder völlig überteuert. 30 Euro waren für ein DREAM THEATER-Shirt fällig, auch OPETH-Leibchen schlugen mit diesem übertriebenen Preis zu Buche. Die Philipshalle selbst war zu Beginn spärlich gefüllt, bei den Auftritten der beiden größeren Bands änderte sich das Bild. Die seitlichen Tribünen waren offen, die hinteren geschlossen.

Um halb acht standen UNEXPECT auf der Bühne. Dort standen die sieben (!) Mitglieder eng zusammen, hatten aber offensichtlich Spaß an ihrem halbstündigen Auftritt. Mir klangen die Kanadier mit ihrem Avantgarde-Extreme-Progressive-whatever-Metal jedoch deutlich zu durchgeknallt. Ein paar Stellen waren gut, zum größten Teil kam die grenzensprengende Musik (die weiblichen Vocals und männlichen Growls waren nicht das Besondere, dafür aber ein neunsaitiger Bass und eine Violine) aber sehr chaotisch rüber und konnte mich absolut nicht fesseln.

Besser machten es da schon BIGELF, die die Zuschauer mit auf eine Reise in die Vergangenheit nahmen. PINK FLOYD wurden munter mit den BEATLES und BLACK SABBATH vermischt, es wurde kraftvoll gerockt, virtuos georgelt, und ein Song wie "The Evils Of Rock N' Roll" hat das Zeug zu einem echten Hit. Die Musiker kamen angenehm bodenständig rüber, Sänger und Keyboarder Damon Fox führte seine Band durch einen abwechslungsreichen Set. Das optische Erscheinungsbild des Quartetts glich der Retro-Attitüde der Musik – oder um es mit den Worten des Kollegen Patrick zu sagen: "Jesus am Schlagzeug".

Es ist beeindruckend, welch großen Zuspruch OPETH mittlerweile finden. Mit ihrer ganz eigenen, unvergleichlichen Art von melodischem, brutalem Progressive Metal mit vielen Death-Anleihen brachten die Schweden die Philipshalle zum Kochen. Allerdings erst mit der zweiten Nummer, denn eröffnet wurde der Gig sehr mutig mit dem wunderschönen "Windowpane". Erst dann folgten bei "The Lotus Eater" (neben "Hex Omega" die einzige "Watershed"-Nummer) Growls und harte Gitarren. Punktgenaue Backing Vocals, fantastische Soli, perfekte Instrumentierung, Songs wie "April Etheral" – Metal-Herz, was willst du mehr? Vielleicht einen unglaublich variablen Sänger? Na klar, da gibt es doch diesen Mikael Akerfeldt, der mühelos von heftigen Growls zu zarten, cleanen Vocals wechselt und über ein beeindruckendes Stimmvolumen verfügt. Einmal mehr machte der kommunikationsfreudige Bandleader einen sehr sympathischen Eindruck mit trockenen Ansagen wie "Please don't yell too much between the songs" in den Verschnaufpausen zwischen den einzelnen Tracks. Als ein ganz schlauer Witzbold nach "The Lotus Eater" genau diesen Song fordert, grinst Akerfeldt über beide Ohren und meint lapidar: "We just played it. Embarrassing, huh?" Der Sound war überraschend gut, und nach einer Stunde hatten viele OPETH-Jünger noch lange nicht genug.

Die wichtigste Band des Abends, DREAM THEATER, kam jedoch noch. Von zwei Videoleinwänden flankiert (eine weitere befand sich über dem Drumset) eröffneten die Herren Portnoy, Petrucci, Myung, Rudess und LaBrie ihren Auftritt mit "A Nightmare To Remember". Als Drumtier Portnoy seine Doublebass startet, föhnt es einem die Haare nach hinten. Vielleicht ist der Sound ein bisschen zu basslastig und einen Tick zu laut, aber einen solch klaren Klang habe ich bei einem Konzert bisher noch nicht gehört. Mit "The Mirror" und "Lie" wurde die "Awake"-Fraktion bedient, danach kam die Ballade "Wither" zum Zuge. Anschließend hatte Jordan Rudess ein kleines Keyboard-Solo (vorher stapfte er schon mit seinem Zen Riffer über die Bühne), bei dem die Zuschauer dem Mann auch an seinem Continuum Fingerboard beobachten konnten. Das seit "Systematic Chaos" von vielen Fans geforderte "Prophets Of War" sorgte für eine angenehme Überraschung, danach durfte die Band ohne LaBrie zeigen, dass sie "The Dance Of Eternity" nach wie vor perfekt beherrscht. Der "Scenes From A Memory"-Instrumentaltrack sorgt immer noch für offene Münder, wie überhaupt die Leistung der Musiker einmal mehr absolut begeisternd war.
Bei "One Last Time" stand LaBrie, der sich keine groben Schnitzer leistete, wieder auf der Bühne und forderte zum Mitsingen auf (zwischen den Songs gab es übrigens kaum Ansagen), mit "In The Name Of God" von "Train Of Thought" war viel zu früh Schluss. Aber es kam ja noch das dicke Ende, denn den meisterhaften Longtrack "The Count Of Tuscany" sparten sich DREAM THEATER als Zugabe auf. Das Epos vom aktuellen Album funktioniert auch live prächtig und ist ein geniales Stück, das keinen Deut schlechter als "A Change Of Seasons" ist. Besonders die zweite Hälfte von war wunderschön, Gänsehaut gab es bei den abschließenden "Ohohoh"-Chören. Ein perfekter Abschluss!

Obwohl ich die Setlist im Vergleich zu anderen DREAM THEATER-Auftritten eher schwach fand (was hätte ich nicht für "The Spirit Carries On" gegeben…), war auch dieser Gig fantastisch und machte erneut deutlich, wer die unangefochtenen Könige des Progressive Metal sind. Dass die Spielzeit nur 90 Minuten betrug, ist vor dem Hintergrund der anderen, mit Ausnahme von UNEXPECT vorzüglichen Bands zu verschmerzen. Was für ein toller Abend!

Setliste OPETH:
Windowpane
The Lotus Eater
Reverie/Harlequin Forest
April Ethereal
Deliverance
Hex Omega

Setliste DREAM THEATER:
A Nightmare To Remember
The Mirror
Lie
Wither
Keyboard Solo
Prophets of War
The Dance of Eternity
One Last Time
In The Name Of God
---
The Count Of Tuscany

www.myspace.com/unexpect
www.bigelf.com/
www.opeth.com/
www.dreamtheater.net
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...

Reviews & Artikel dazu