Der Großmarkt Hamburg heißt uns bei allerbestem Schietwetter Willkommen. Bereits um 12 Uhr machen VITJA den Tagesauftakt und ersetzen theoretisch die ursprünglich angekündigten MASTODON. Dass dies praktisch natürlich nicht möglich ist, sollte jedem bewusst sein ... Dabei agieren VITJA musikalisch eher überschaubar und reihen sich irgendwo zwischen den vielen, sehr vielen anderen Metalcorebands ein. Sänger Dave motiviert die Leute immer wieder zum Mitmachen und sorgt bereits zum Festivalbeginn für reichlich Bewegung vor der Bühne.
Beste Voraussetzungen für ESKIMO CALLBOY, die eine heiße Meute vor sich und somit leichtes Spiel haben. Die Beats wummern und vor der Bühne wird ausgerastet. Im Gepäck haben die Eskimos ihre jüngsten Alben von 2014 und 2015 „We Are The Mess“ und „Crystals“ und werden für jeden Song gnadenlos abgefeiert. Die KREATOR Fans, die sich bereits aufs Gelände verirrt haben, sammeln sich am Bierstand und trinken, bis die Band wieder aufhört zu spielen. Bis es so weit ist, feuert die Truppe einen Song nach dem anderen ab und überzeugt mit ihren Outfits und reichlich Nebelschwaden auf der Bühne.
Das Schlimmste dürfte überstanden sein und so holen BLACK STONE CHERRY nicht nur die Sonne, sondern reichlich Publikum hervor und hauen uns ihren Southern Rock um die Ohren. Eröffnet wird mit „Me And Mary Jane“ und die Meute singt tüchtig mit. Die Band fegt über die Bühne, mit reichlich Hummeln im Hintern. BSC sind so ziemlich die größten Poser, die ich seit langem gesehen habe. Vor allem Ben ist ein Tier auf der Bühne und reißt immer wieder die Arme und seine Gitarre in die Luft und hüpft von Podest zu Podest. Derweil ist Chris an sein Mikro gebunden, tritt aber in jeder freien Sekunde mit Ben und Jon in den Poserwettkampf. Bei „Blame It On The Boom Boom“ wird ausdauernd mitgesungen und nach „Lonely Train“ ist die Show auch schon wieder vorbei und BLUES PILLS übernehmen.
Die schwedischen Blues Rocker um Sängerin Elin Larsson sind diesen Sommer auf so ziemlich jedem Festival zu finden, so also auch in Hamburg. Den sonnigen Nachmittag verschönern uns BLUES PILLS mit „High Class Woman“ und „Black Smoke“ und geben einen Einblick in ihr Debütalbum. Während Elin mit dem Publikum redet und für etwas Interaktion sorgt, hält sich der Rest der Band zurück und spielt eher vor sich hin.
Kontrastprogramm bieten CALLEJON, welche zuvor ihr Streetteam durchs Publikum schicken, um „Angst“-Masken zu verteilen. Publikum und Security haben ihre Masken auf und CALLEJON beginnen mit „Wir Sind Angst“ und legen „Schwule Mädchen“ gleich nach. Die Party tobt und die Grabensecurity heizt gemeinsam mit CALLEJON die Meute immer weiter an. Die Setlist bietet durchgehend Vollgas und bei „Snake Mountain“ wünscht sich Sänger Basti eine Mauer der Liebe. Der Pit ist am Kochen und legt zu „Sommer, Liebe, Kokain“ noch mal einen Zahn zu. Das Publikum singt lauthals mit uns frisst Basti aus den Händen. Zeit zum Ausruhen gibt es nicht und so geht es mit „Dunkelherz“ und „Blitzkreuz“ weiter. „Schrei Nach Liebe“ von den ÄRZTEN wird auch gecovert und zu „Porn from Spain 2“ soll sich die Meute auf den Boden setzen, um im nächsten Moment explosionsartig wieder aufzuspringen.
Während der Umbauphase führen Besucher vor der Bühne eine kleine Studie durch und prüfen, ob es möglich ist, die korrekte Aussprache KVELERTAKS durch Alkoholkonsum zu vereinfachen. Zu einem eindeutig belegbaren Ergebnis kommt zwar keiner, aber als die Band schließlich auf der Bühne steht, sind die Diskussionen schnell vergessen. KVELERTAK hauen ihre Songs mit einer Wahnsinns Wucht heraus und haben das Publikum fest im (Würge-)Griff (so lautet nämlich die Übersetzung des Bandnamesn aus dem Norwegischen).
Die mitreißende Mischung aus Rock 'n Roll und Black Metal lässt die Leute tanzen und toben. Die Band fegt über die Bühne und hat leichtes Spiel, das Publikum macht ordentlich mit und feiert die norwegischen Songs gnadenlos ab.
Moderner wird es mit den Briten von ENTER SHIKARI. Der Moderne Post Rock strotzt vor Energie und lässt die Fans vor der Bühne ausrasten. Zu weiteren Höchstleistungen motiviert schließlich Sänger Rou das Publikum und verlangt immer größere Circle- und Moshpits. Dazu feuern ENTER SHIKARI „Destabilise“, „Radiate“ und „The Last Garrison“ aus allen Boxen und lassen für einen Moment die Welt untergehen. Der äußerst sympathische Sänger bedankt sich eifrig bei der tobenden Menge und macht mit „Torn Apart“ und „Slipshod“ weiter im Set.
Vor der Bühne tauscht das Publikum und man wartet auf Mikael Åkerfeldt und OPETH. Nach dem Intro beginnen die Herren mit „Cusp of Eternity“ vom aktuellen Album. Ganz behutsam zupft Mikael seine Saiten und lässt eine entspannende Ruhe über das Gelände ziehen. Das Set beginnt sehr ruhig und wird durch einen malerischen Sonnenuntergang in Szene gesetzt. Ein wenig mächtiger wird es mit „The Drapery Falls“, gefolgt vom sehr ruhigen „To Rid the Disease“. Hat Mikael heute keine Lust auf etwas Death Metal? Es folgt das bezaubernde „Devil’s Orchard“ mit der Ankündigung, ordentlich die Matten zu schütteln. Der nächste Song „is long as fuck“ und die geduldigen Fans werden mit „Deliverance“ belohnt, bevor OPETH schon wieder die Bühne verlassen.
Schließlich steht mit KREATOR der erste Headliner auf der Bühne und beweist dies eindrucksvoll: Konfettikanonen, reichlich Pyro und Bildschirme unterstützen die Show um Mille und seine Ruhrpott-Recken. Episch startet die Truppe mit „Enemy Of God“ und legt gleich „Terrible Certainty“ nach. Das Publikum tobt und mosht, was das Zeug hält und Mille schreit sich die Seele aus dem Leib. In der Rotation feuert Mille die Meute zu Moshpits, Circle Pits, Wall Of Deaths und Crowdsurfen an und das möglichst „Hamburg Style!“. Immer wieder gehen die Pommesgabeln in die Luft und die Band fegt über die Bühne und feuert das Publikum an. Feuer im Takt bei „From Flood Into Fire“ und der Ruf nach „Mehr Chaos!“ bei „Hordes Of Chaos“. Das passt wie die Faust aufs Auge, aber wir strecken sie nur empor. Den krönenden Abschluss machen selbstverständlich „Pleasure To Kill“ und „Tormentor“.
KREATOR haben mächtig vorgelegt und auch IN FLAMES zeigen sich heute von einer ihrer besten Seiten. Das Feuer hat die Truppe wohl KREATOR geliehen und verlässt sich auf eine bunte Lichtershow und ein starkes Set. Bereits beim Intro kocht die Stimmung und die Meute explodiert förmlich, als die Schweden zu „Only For The Weak“ die Bühne stürmen.
Vor der Bühne wird im Takt gesprungen und Fridén ist heute in Topform. „Everything Is Gone“ vom aktuellen Album wird nachgelegt, ballert ordentlich los und mit „Bulletride“ präsentieren uns IN FLAMES einen älteren Song vom "Clayman" Album. So kann es doch weitergehen, zu „Where The Dead Ships Dwell“ springen die Fans wieder um die Wette. Etwas ruhiger wird es schließlich bei „Paralized“, um Kraft für das folgende „Alias“ zu haben. Der Hit „Deliver Us“ vom 2011er Album „Sounds Of A Playground Fading“ fehlt natürlich auch nicht und die Truppe legt gleich „Cloud Connected“ nach. Die Meute geht steil und feiert mit der Band eine starke Show und einen würdigen Festivalabschluss. Das Auf und Ab vor der Bühne hört gar nicht auf ... und so warten IN FLAMES noch mit „Delight And Angers“ auf und beenden das ELBRIOT mit „Take This Life“ und „My Sweet Shadow“. Starke Show, starkes Set, starkes Fest.
2016 geht es wieder rund – dann jedoch erstmals an zwei Tagen am 19. und 20. August und mit den schon jetzt bestätigten SABATON und TESTAMENT.
Bildergalerie
https://www.burnyourears.de/live/43000-elbriot-2015-der-festivalbericht.html#sigProId354a2daa94
Cengiz
Seit 2012 bin ich mit Kamera und offenem Ohr für BurnYourEars unterwegs.
Mein musikalischer Horizont kennt keine Grenzen: Von synthlastigem Metal über Rap bis hin zu Screamo – Hauptsache, es groovt und hat Tiefgang.
Live-Konzerte sind meine Passion. Zahllose Gigs und Festivals später bin ich immer noch süchtig nach der Energie, die nur Live-Performances entfachen können. Denn egal wie brillant eine Platte klingt, erst auf der Bühne zeigt sich die wahre Magie einer Band.
Meine All-Time-Favourites? Machine Head, Heaven Shall Burn und Parkway Drive (bis "Reverence"). Aber meine Playlist ist so vielfältig wie ein Festivalprogramm – von Crossfaith bis Lamb of God ist alles dabei.
Wer einen Blick auf meine fotografische Reise durch die Musikwelt werfen möchte: Mein Portfolio mit Konzertbildern seit 2012 findet ihr auf fotocengiz.de.