Stil (Spielzeit): Heavy Metal (50:09)
Label/Vertrieb (VÖ): Nuclear Blast (20.10.2006)
Bewertung: Solider Stahl (7,5/10)
Link: www.hammerfall.net
Bevor HAMMERFALL anno 1997 ihr Debüt "Glory To The Brave" in die Regale wuchteten, war das, was sie auf diesem Silberling darboten, faktisch tot - traditioneller, schnörkelloser Heavy Metal. Grunge und Co. hatten ihm im Laufe der 90er beinahe erfolgreich den Garaus gemacht. Doch die Schweden hauchten der dahinsiechenden Richtung neues Leben ein und nicht umsonst ging "Glory To The Brave" - ebenso wie ein Jahr später der Nachfolger "Legacy Of Kings" - ab wie ein geöltes Zäpfchen. Unbekümmert und einfach frei nach vorne weg schmetterten die Jungs eine Hymne nach der anderen auf Publikum ab, das sich diese metallische Vollbedienung gern gefallen lies und HAMMERFALL mit entsprechenden Lorbeeren und Verkaufszahlen belohnte.
Die Jahre 2000 bis 2005 erlebten dann die Veröffentlichungen von drei weiteren Alben - allesamt sicher keine schlechten, aber der Reiz des "Neuen Alten" war deutlich verflogen. Die Metal-Welt begann sich zu fragen, ob HAMMERFALL ihr Pulver mit den ersten beiden Alben bereits verschossen hatten und ab dann nur noch lauwarme Aufgüsse derselben veröffentlichen würde.
Zumindest für das neue Album "Threshold" kann diese Frage eindeutig mit "NEIN!" beantwortet werden. Natürlich, HAMMERFALL sind, was sie sind und kein Metalhead dieser Welt wird von den Schweden 180 Grad Kurskorrektur erwarten - insofern weiss man ziemlich genau, was einen auf der Scheibe erwartet und den Hammerfall-Sound zu beschreiben, hieße wohl wirklich, Eulen nach Athen zu tragen. Aber, und das ist hier das Entscheidende, "Threshold" besitzt wieder mehr von jenem Biss, der auf "Renegade" und "Crimson Thunder" fehlte. Die Songs, angefangen beim Titeltrack, rocken wieder. Spätestens beim zweiten Durchlauf setzen sich die Linien von "Rebel Inside", "Howlin' With The Pack" oder "The Fire Burns Forever" bereits fest und der Kopf nickt gefällig, wenn Joacim Cans in gewohnt souveräner Manier durchs übliche hammerfallsche Fahrwasser führt. Zwar gab es auch auf den direkten Vorgängern immer gute Stücke, jedoch nicht in der Dichte, wie wir sie auf "Threshold" geliefert bekommen. Wer damals das Debüt abgefeiert hat, kriegt hier eine Dosis HAMMERFALL, die sehr nah an dieses Erlebnis heranreicht.
Insofern alles in Ordnung im Staate Dänemark? Nunja, einen Rohrkrepierer besitzt das Album - den Kindergarten-Rolf-Zuckowski-Schunkler "Carved In Stone" hätte man lieber ganz tief in schwedischer Erde vergraben sollen, als ihn auf dieses Album zu packen. Was hat euch denn da geritten, Jungs? Er fängt ja noch ganz verheissungsvoll an - netter Choreffekt, dann ein gar nicht mal so verkehrtes Riff inklusive Strophe - aber wenn der Chorus einsetzt, ist es mit der Gelassenheit vorbei. Ganz ganz schnell vergessen und vorskippen!
Fazit: "Threshold" ist ein bisschen wie der dritte Teil der "Herr-der-Ringe-Verfilmung" von Peter Jackson. Für sich gesehen guter bis sehr guter Stoff, aber wenn man sich an den ersten beiden Teilen schon sattgesehen hat, fehlt eben dann doch der Reiz des Neuen. Dafür allerdings auch keine unangenehmen Überraschungen. Und insofern kann man damit wohl auch leben. Wer HAMMERFALL generell mag, macht mit dieser Scheibe definitiv nichts verkehrt.