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„A-Lex“ macht es einem nicht leicht, und so werde ich mich wohl in Widersprüche verstricken. Fangen wir mal gleich mit dem Offensichtlichsten an, das auch Resümee sein könnte: Will man die neue SEPULTURA hören, legt man gemeinhin ja nicht mehr SEPULTURA auf, sondern… klar: CAVALERA CONSPIRACY….
Und dennoch ist “A-Lex” vielleicht so sehr SEPULTURA wie kein Album zuvor. Soll heißen: die doch recht wechselvolle musikalische Entwicklung der Brasilianer wird auf „A-Lex“ weitgehend genutzt: die eigenen Einflüsse reichen von (sehr viel) altem Thrash bis hin zum neueren HC-Punk. Aproppos „neu“: Weil auch der Neue an den Fellen, Jean Turrer Dolabella, in einem Dschungelcamp das Trommeln gelernt hat, gibt’s sogar ein bisschen „rootsy“ Tribaldrumming. Allerdings weniger erdig als gewohnt.
Also scheint’s, als griffen die Jungs aus Sao Paolo im Wesentlichen auf die zwar wechselnden, aber insgesamt bewährten Trademarks zurück. Wie so oft trügt der Schein gar nicht. Und dennoch kommt „A-Lex“ sehr experimentell, verspielt und frisch herüber. So erfrischend fand ich die Band seit "Chaos A.D." nicht mehr. Da wird gehetzt geballert, stampfend „gesludgt“, gezupft und orchestriert; dazu noch diverse tolle Chöre und mehrstimmige Shouts.
Aber ich bin mal wieder geteilter Meinung, was Derrick Green angeht. Richtig Klasse agiert er bei Nummern, die sich punkig gerieren wie damals „Against“ oder heute der Rausschmeißer „Paradox“, und nervtötend monoton wenn er Kissers Arbeit „verbellt“. Dass er es ganz anders kann, zeigt er z.B. in „Sadistic Values“. Gesanglich wird insgesamt sehr viel verspielt. Vor allem, weil die Musik etwas Konzentration benötigt und verdient hat.
Textlich widmet man sich wie seinerzeit die "Hosen" Burgess` „A Clockwork Orange“; literarische Konzeptalben sollen offenbar zum nächsten Trademark werden. Und weil Held Alex nun mal auf Beethoven stand, der so gar nicht „A-Lex“ (gesetzlos) war, gibt’s das putzige „Ludwig van“ mit Auszügen der "Neunten", das symphonische Samples und Thrash auf noch nicht gehörte Weise verschmilzt (?), verbindet(?)…verbrät! Recht anders (und viel besser) als RAINBOWs „Difficult to Cure“ allemal.
Kaufempfehlung? Hmm. Ist schon eine interessante Scheibe. Und recht gewagt. Puristen sollten sicherheitshalber Hörproben nehmen. Andererseits, das Album braucht seine Zeit…
Wer jedoch den Abgang der Cavaleras verkraftet hat und von „Beneath“ über „Arise“ und Roots“ bis „Against“ seine Freude an der Band hatte, darf gefahrlos hinlangen…
Anspieltipps: "Filthy Rot", "We’ve Lost You!", "Sadistic Values", "Paradox"