War From A Harlots Mouth - Voyer

wfahm - volyer

Stil (Spielzeit):
Extremmetal, Progmetal, Mathcore (41:12)
Label/Vertrieb (VÖ): Season Of Mist / Soulfood (19.10.12)
Bewertung: 7 / 10

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Die überaus fleißigen WAR FROM A HARLOTS MOUTH sind zurück mit ihrem vierten Album. Ich habe leider ihr letztes Werk „MMX" verpasst und bin daher ein wenig überrascht, dass hier Hardcore und Jazz eigentlich keine Rolle mehr spielen. Dafür ist „Voyer" vor allem eines: dunkel, fies und böse!

Die Berliner halten sich nach wie vor an keinerlei Regeln und so sucht man nach wirklichen Songstrukturen schon mal ein wenig länger. Das Schlagzeug ist unberechenbar wie immer und blastet gerne vor sich hin. Na gut, vielleicht kann man das dann ja unter „Jazz" fassen, also diese ziemlich freie und komplexe Herangehensweise an Takte und Strukturen. Leider kommen keinerlei cleane Gitarrenparts in dieser Richtung mehr vor. Aber das würde auch nicht wirklich zu der Stimmung von „Voyer" passen, die bedrückend und unheilvoll ist.

Die Extremmetaller geben auf ihrem neuesten Werk kaum Grund zur Hoffnung: alles ist dunkel und böse und trachtet dir nach dem Leben. Höchst selten lassen WFAHM mal einen Sonnenstrahl in die Kompositionen einfließen. Leider fehlen ihnen dadurch manchmal auch Kontraste, da „Voyer" wirklich wie ein langes Stück klingt, dem meiner Meinung nach ab und zu die Ausschläge nach oben oder unten fehlen. So muss man z.B. schon bis zum siebten Stück „The Black Lodge" warten, um mal einen zugänglichen melodischen Part zu finden. Hier nehmen sich WAR FROM A HARLOTS MOUTH ab einem gewissen Punkt die Möglichkeit, zu überraschen und Songs auf Albumlänge gesehen einzigartig zu machen (wie es ihnen z.B. beim eher ausgedehnten „Krycek" oder dem mit DIORAMIC-Cleangesang versehenem "Scopophobia" gelungen ist). Ähnliches gilt auch dieses Mal leider für den Gesang, den ich gar nicht so eintönig in Erinnerung hatte.

Die Streicherintros und Interludes verhelfen „Voyer" noch weiter zu dieser unglaublich düsteren Stimmung und natürlich erschlagen sie den Hörer mit ihrer puren Willenskraft: technisch auf höchstem Niveau, anstrengend, anspruchsvoll, dissonant, vertrackt und so dermaßen auf die Fresse, das man sich dem Album besser nicht in den Weg stellt. Wer solche Kinkerlitzchen wie Melodie nicht braucht, bekommt hier eine absolute Vollbedienung. Man muss sich nur Zeit nehmen und auf den Krach einlassen können, denn in Punkto Durchschlagskraft sind WFAHM von niemandem zu bremsen. Leider finde ich „Voyer" aber weniger abwechslungsreich als ihre älteren Alben und komme deshalb nicht an alte Punktwertungen heran – wobei auch sie ja auch dieses Mal gut wegkommen, schließlich kann ich mich der komplexen Brutalität des Albums auch nicht entziehen!
Kai