Geschrieben von Sonntag, 05 Februar 2012 10:41

Das merkwürdige Verhalten feierwütiger Japaner auf Rockkonzerten

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Der "Rolling Stone" meinte es gut mit uns in diesem Jahr. Gleich zu Anfang 2012 wurde die Reihe „ Live on Stage: Die besten Live-DVDs aller Zeiten" veröffentlicht... natürlich nur die BESTEN überhaupt, auch von denen, die noch kommen werden...

Das nahm ich zum Anlass bei „OZZY OSBOURNE – Live at Budokan 2002" zuzuschlagen. Erstens war Ozzy da noch einigermaßen auf der Höhe und zweitens hatte Ozzy damals eine Bandkonstellation, wie sie besser kaum sein konnte. Wir hätten da zum einen Ozzy selbst, der damals gerade ein Art Comeback geschafft hatte, dann Roberto Trujillo („Das Tier" am Bass!), Zakk „the Riffmaster" Wylde, Mike „das linkshändige Drumwunder" Bordon und John „Das Urgestein" Sinclair an den Tasten. Außerdem war der Preis auch passabel, von daher war der Kauf schnell beschlossen.

Was mich aber an der DVD fast noch mehr fasziniert als die Band, das sind die japanischen Fans. So ein liebenswertes, seltsames Volk gibt es in keinem anderen Land zu bestaunen. Fernab von allen Klischees, die wir so dem Metal zuschreiben – wie lange Haare, „coole" Klamotten und den Zwang, die Haare wild zu schwingen – machen die Japaner ihr ganz eigenes Ding. Ein bisschen wie vorm Zoogehege stehen sie „da unten" und starren die Band bewundernd an. Man hat das Gefühl, dass sie gekommen sind, um mal so einen „verrückten Kerl" wie OZZY OSBOURNE aus der Nähe zu sehen. Auch OZZY schaut irgendwie seltsam aus und scheint nicht so ganz zu wissen, ob er jetzt verarscht oder gefeiert wird.

Viele Frauen sind anwesend und ein breites Altersspektrum ist vertreten, das fällt mir immer wieder auf. Auffällig sind auch die vielen Schlipsträger, die sich wahrscheinlich vorher 10 Stunden in ihrem smogverseuchten Zwei-Quadratmeter-Büro abgeschuftet habe und direkt nach der Arbeit zu OZZY sausen, um zu entspannen. Großartige Bewegung ist nicht im Publikum, aber geil finden sie es schon, das kann man förmlich spüren durch die Mattscheibe.
Als Zakk Wylde ein gefühlt 45 Minuten langes Solo zum Besten gibt, scheinen die Japaner nicht müde zu werden. Im Gegenteil, plötzlich flippen sie (für ihre Verhältnisse) richtig aus und feiern die Daddelei ab. Der normale Durchschnittseuropäer hat schon nach ca. drei Minuten genug und geht sich ein Bier holen.

Ja, die Japaner sind hart im Nehmen. Auch zu sehen bei der ARCH ENEMY DVD, denn wenn sie dann mal ausrasten, die Japaner, dann rette sich wer kann. Die harmlosesten, teigigen Pickelgesichter werden zu unkontrollierten Tieren und boxen sich durch die Meute, dass es nur so knallt. Auch wenn die Bands sich immer krampfhaft bemühen, kein Land zu bevorzugen und wohl jede Band schon die Standardplattitüde „Unsere Fans sind überall gleich" von sich gegeben hat, die Japaner sind doch irgendwie besonders speziell.

Eben dieses spannende und unvorhersehbare Publikum, das sich vollkommen fernab von jedem europäischen Standard verhält, hat wohl auch dazu geführt, dass es einige „Live At Budokan" DVDs von verschiedenen Interpreten gibt.