Also erstmal ein lecker frisches Astra von der freundlichen Angestellten der Markthalle. Neben der Bar stand angeschlagen: "Obituary Productions - Heavy Metal ist keine Fickmusik". So so, das ist ja mal ganz was Neues. Leider bemerkte ich in dem Moment erst, dass die Veranstalter wohl sehr pünktlich begonnen hatten, denn MAROON standen bereits seit einiger Zeit auf der Bühne und brüllten ihre Songs durch den großen Saal der Markthalle. Die letzten beiden bekam ich noch mit und ich muss sagen: MAROON haben mich schier an die Wand geblasen. Mit welch einer Energie die Band dort über die Bühne turnte, schnelles und aggressives Drumming und Gitarrenspiel. Sehr geil. Die Ankündigung des Sängers, dass die Band wohl in den nächsten Monaten einige Male in Hamburg gastieren wird, nahm ich dankbar auf. Das nächste Mal werde ich sicher pünktlich sein.
Nach einer kurzen Umbau-Pause stand SAMAEL auf dem Programm. Da ich diese Band bis dahin noch nie live gesehen hatte und mich auch für deren Musik nicht sonderlich interessiert habe, war ich umso überraschter, dass dort, wo das Drumkit normalerweise steht, ein Keyboard mit PC und links daneben zwei Becken und etwas Kleinkram zu finden waren. Trotz meiner Zweifel rockte die Band ungemein los. Die Reaktionen waren sehr gespalten: Ein Teil des Publikum verließ den Saal gleich nach dem zweiten Song, aber nicht Wenige sangen die Stücke lauthals mit. Sehr gut hat mir die Stimme des Sängers gefallen, allerdings war das Stageacting der Band, ausgenommen des Keyboarders, sehr spärlich. Der Keyboarder, der naturgemäß seine Position wenig verändern konnte, hüpfte und sprang wie ein angestochenes Schwein - der Mann ging in seinem Job absolut auf. Die Begrüßung des Publikums fiel leider ins Wasser oder besser gesagt, in den Schnee. Nach knapp 45 Minuten hatten SAMAEL ihr Gothik-Metal-Programm, das zeitweise etwas eintönig war, abgespielt und verließen die Bühne.
Die Markthalle war nun zu ca. ¾ gefüllt, so dass man noch ausreichend Platz fand, um sich zu bewegen. Mit dem Ausknipsen des Lichtes leitete ein Intro das Intro vom "Frozen In Time"-Abum ein. Mit prasselndem Regen und einem gewaltigen Donner stürmten alle Bandmitglieder, die ein Instrument spielten, auf die Bühne, inklusive des Axtschwingers, und das instrumentale "Redneck Stomp" wurde angestimmt. Live ist dieses Stück sehr genial, kommt sehr gut rüber und macht dem Zuhörer den Mund wässrig. Zum Ende des Songs sprintete Sänger John Tardy mit wehendem Haupthaar auf die schwarzen Bretter der Markthalle und kündigte "Frozen In Time" an. Und dann ging es so richtig los. Mit einer unglaublichen Wucht und lang gezogenen Vocals brüllte er seinen Text, sofern vorhanden, dem dankbaren Publikum ins Gesicht. Die gesamte Band sprintete wie wild über die Bühne.
Bevor "Insane" angestimmt wurde, verließ der Sänger für einen kurzen Moment die Bühne. Dies wiederholte sich seltsamer Weise nach fast jedem Song. Na ja, was auch immer John dort tat, es war nicht zum Nachteil, denn mit den darauf folgenden Songs ballerten sich die fünf Jungs aus Florida durch ein hammergeiles Set. Da blieb kein Auge trocken und kein Wunsch unerfüllt. Denn auch "Dying" fand seinen Platz in dem Set und schlug ein wie eine Granate. Der Song ist mein unangefochtenes Lieblingsstück von OBITUARY! Dazu möchte man mit einem Waldmoped bewaffnet im Unterholz eines zu rodenden Waldes frei gelassen werden und nur noch Gas geben. Diese Energie und Aggressivität, die bei diesem Song freigesetzt wird, haut mich jedes Mal auf´s Neue um. Ganz groß!
Die neuen Songs kommen live sehr gut an und können ohne weiteres neben Stücken wie "Slowly We Rot" oder anderen bestehen. Die Tempowechsel, die gerade bei den Stücken von "Frozen In Time" recht markant sind, fallen durch das etwas schnellere Live-Spiel nicht sonderlich ins Gewicht. Das Drumsolo, das bei diesem Gig dargeboten wurde, war zwar durchaus hörenswert und sauber gespielt, aber meiner Meinung nach hätte man sich das lieber schenken sollen. Egal, es hat der guten Stimmung jedenfalls keinen Abbruch getan.
Der Sound war während des gesamten Auftritts glasklar und von der Lautstärke her optimal reguliert. Die Band hat sich durch wirkliche Spielfreude ausgezeichnet und es war ganz deutlich zu merken, dass sie auch richtig Spaß an dem hatten, was sie da vorn taten. Das Publikum pogte und moschte von der ersten bis zur letzten Minute und gab einfach alles! Da war kein Zuhörer zu sehen, der ruhig in der Ecke sein Bierchen schlürfte.
Nach ca. 70 Minuten war dann leider schon Feierabend. Wie schon beim Auftritt in Wacken, zog die gesamte Mannschaft mich und den Rest des Publikums in ihren Bann und ließ uns nicht mehr los, bis das Licht wieder anging. Schon vor 6 Monaten war ich sehr begeistert von Obi, doch nach diesem Konzert war ich es noch ein Mal mehr.
Sofern mir mein, von OBI verstrahltes, Gedächtnis keinen Streich spielt, wurden nachfolgende Songs zum Besten gegeben:
Intro
Redneck Stomp
Frozen In Time
Insane
Chopped In Half
Turned Inside Out
Back Inside
Threatening Skies
By The Light
Dying
Kill For Me
Solide State
Stand Alone
-- Drum Solo --
Lockjaw
Till Death
-- Zugaben --
Slow Death
Slowly We Rot